Fruehlingspilze sind etwas Besonderes. Wenn die Märzsonne den Waldboden getrocknet hat, in schattigen Lagen aber noch letzte Schneestreifen schimmern, warten bereits köstliche Frühlingspilze auf uns. Auch wenn der September meist die Haupternte bringt – wir finden Pilze das ganze Jahr über.
Und welch prächtige Art im März! Es ist der nach der Bundesartenschutzverordnung allerdings streng geschützte Maerzellerling oder Märzschneckling (Hygrophorus marzuolus), der den fortgeschrittenen Pilzsammler förmlich elektrisiert. Kennt man seine Fundorte nicht, so ist er nur sehr schwer zu entdecken. Sogar Fachleute – Pilzberater, -kontrolleure, -sachverständige – suchen ihn ihr Schwammerlleben lang vergeblich.
Die Akte "Märzellerling" seines langjährigen Beobachters A. Hübscher
Und sind sich auch nach Jahrzehnten glühender Pilzpassion noch nicht sicher: Gibt es ihn nun grundsätzlich nicht in „ihren“ Wäldern? Oder haben sie ihn etwa Jahrzehnte nur übersehen? Kein Wunder, dass solcherlei Fragestellungen und Umstände dem Märzellerling (Foto rechts: © Hans Valda) eine Art Kultstatus eingetragen haben.
Es ist mir deshalb eine Freude, den vielleicht größten Kenner vom Maerzellerling und Experten für Fruehlingspilze gewonnen zu haben: Der Schweizer Armando Hübscher beobachtet und beschreibt diesen wohl eigenwilligsten der Fruehlingspilze seit fast 30 Jahren mit Hingabe systematisch. Seine sehr lesenswerte Dokumentation über den Märzellerling ist beinahe ein Vermächtnis.
Armando Hübscher verfügt zudem über eine hoch interessante Biographie als Pilzsucher. In dem Porträt über Armando Hübscher findest Du nützliche Tipps und Anregungen für Deinen eigenen systematischen Wissensaufbau über Pilze.
Unter bestimmten Bedingungen, die Hübscher konkret beschreibt, wachsen die Märzschnecklinge bis in den Mai hinein. Damit überschneiden sie sich mit den wohl bekanntesten Frühlingspilzen, nämlich den Morcheln.
Die Morchel wiederum wird vom Maipilz (Calocybe gambosa) oder, wie er auch genannt wird, Mairitterling (Tricholoma georgii) abgelöst. Häufig erscheint er bereits um den 23. April herum, dem Georgstag. Es ist ein Pilz mit einem kräftig-delikaten Geschmack, dem ich seit Jahren begeistert nachstelle.
Foto: Maipilze mit Hüten in hell ockergelber Farbe. Obwohl der Künstler Albin Schmalfuß sie in seiner bekannten Illustration von 1897 in genau diesem Farbton malte, ist die sahneweiße Variante häufiger. Diese Prachtexemplare fand ich - trotz wochenlanger Trockenheit - am 25. April 2011 in einem Stadtpark in Leipzig.
Wer ihn bislang noch nicht gefunden hat, muss ihn nicht zwangsläufig auch weiterhin entbehren. Dieser Pilz ist Dir oft näher, als Du glaubst.
Ein wahrer Leckerbissen ist der Schopftintling (Coprinus comatus). Er erscheint häufig schon im Mai, ja sogar Ende April und erfreut uns mit seinem an Spargel erinnernden, gleichzeitig milden und paradoxerweise doch kräftigen Geschmack.
Foto: Kleine Versammlung von Schopftintlingen: Oft verkannt, sind sie im jungen Zustand hervorragende Speisepilze. Sie können durchaus mit dem Steinpilz konkurrieren. Manchmal erscheinen sie schon Ende April.
Ein ausgezeichneter Pilz für Suppen, der bereits im Märzl erscheinen kann, ist der Glimmertintling (Coprinus micaceus). Bei seinem Genuss besteht jedoch ab zwei Tagen vor und zwei Tagen nach seinem Verzehr Alkoholverbot, sonst gibt es ein blau gefärbtes Gesicht. Dieses strenge Alkoholverbot gilt ebenfalls für den essbaren Faltentintling (Coprinus atramentarius).
Zum Ausklang der Maipilz-Periode stand ich eines Tages vor einem Rätsel: Sollten die dünnbeinigeren Pilze, die ich da im satten Frühlingsgras fand, etwa verkümmerte Maipilze sein? Ihr eher flüchtiger Mehlgeruch, ihr fein hingehauchter rötlicher Lamellenschimmer... Vor allem aber ihre ausschließliche Bindung an Schlehen machte mich stutzig...
Der Pilzberater lächelte bei seinem Anblick: es war der Blassbraune Schlehenroetling (Entoloma saepium), einer der begehrenswerten Fruehlingspilze.
Foto: Schlehenrötlinge im saftigen Frühlingsgras. Diese hier stehen und liegen am Rande eines Schlehendickichts. Da fällt die Ernte leicht. Im Dickicht selbst ist es dornig und oftmals undurchdringlich. Die Lese dieser Pilze gehört mit zum Strapaziösesten, was Pilze sammeln in unseren Breiten abverlangen kann. Oft kommt man nur bäuchlings kriechend voran.
Foto: Typisch für Schlehenrötlinge ist der büschelige Wuchs. Auch das zarte Rosa der Lamellen ist ein untrügliches Kennzeichen dieser Pilze. Sie werden nicht nur von den Dornen der Schlehenstöcke, sondern leider auch schnell von fressgierigen Maden gegen Menschenbegehr verteidigt.
Der Schlehenrötling wird schließlich von einem noch schmaleren Gesellen abgelöst: Auf beinahe stricknadeldürren Beinchen steht der Nelkenschwindling (Marasmius oreades) vor uns, häufig in stattlicher Versammlung.
Scheu und schüchtern ducken sich diese Frühlingspilze im Grase ungedüngter Wiesen. Dabei brauchen sie sich gar nicht zu verstecken, besitzen sie doch einen herrlich edlen Feingeschmack.
Foto: Nelkenschwindlinge sind ebenfalls Frühaufsteher in der Pilzwelt. Sie wachsen gerne in Hexenringen, je nach Regen in mehreren Schüben, bis in den Oktober hinein. Sie sind sehr feine Suppen- und Würzpilze.
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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