Nach mehrmaliger Bitte lenkt er doch noch ein, der Heilpilz-Experte: Für ein Photo postiert sich Hans-Heinrich Kunde mit seinem vollen Pilzkorb auf einen kühnen Sandvorsprung. Den hat der Wind an der deutschen Steilküste in vielen Jahrzehnten modelliert. Wie der Herr der Pilze thront er nun über der spiegelglatten Ostsee. Ein atemberaubender Anblick ist das.
Vor ihm verläuft der „Remel“. So heißt der 15, 20 Meter breite Uferrandstreifen mit seinen Gehölzen. Im Remel wachsen gute Winterpilze: Austernseitlinge, Judasohren, Samtfussrueblinge. Die beiden letztgenannten Arten sind, wie Heilpilz-Experte Kunde heute weiß, ausgezeichnet für die Gesundheit. Mit denen hat er es. Deshalb stöbert der Mann aus Ribnitz zu gerne hier herum.
Foto: Tief unter und hinter sich, das ist die Ostsee, die braunen Gebüsche rechts, das ist der Remel. Und der, der aussieht wie John Wayne, das ist der Heilpilz-Experte Hans-Heinrich Kunde. Nur trägt er keinen Colt, sondern einen Korb. Im Remel findet er beste Gesundheitspilze.
Die breite Krempe seines Hutes nutzt er als schattiges Versteck für seine nimmermüden Augen. Wachsam mustern sie aus dem Halbdunkel heraus den Gehölzboden. Selbst wenn es gegen null Grad Celsius geht, trägt dieser Pilzranger lediglich ein dickes, grob kariertes Hemd. Eine Jacke, einen Mantel gar? Da würden ja die Hühner von Ahrenshoop lachen.
Hans-Heinrich Kunde sammelt und verwertet zahlreiche einheimische Pilze mit exzellenten Heilkräften
Zur Fortsetzung des Porträts über H.-H. Kunde
Groß zu posieren, wie für das Photo, das ist Kundes Sache nicht. Mit dem Bild sollte lediglich demonstriert werden: der Heilpilz-Experte sucht Pilze in einer einmaligen Landschaft. In ihr gibt es Meeresrauschen, hingetupfte Dörfchen, versteckt unter krummbeinigen Kiefern, und schmucke Häuser, die sich die Reetdächer bis über die Ohren gezogen haben.
Und Weiden bis zum Horizont gibt es, mit endlos langen, schnurgeraden, totenstillen Gräben. Aber selbst die sind ein Eldorado für ihn, findet er hier doch Winter- oder Samtfußrüblinge, die als vorbeugendes Naturmittel gegen Grippe ebenfalls ausgezeichnete Heilpilze sind.
Foto rechts: Dann man los, ab ins Altheider Revier, sagt sich Hans-Heinrich Kunde. Und da kennt er nichts: Auf der morastigen Wiese spritzt das Wasser auf, im Nu sind Schuhe und Socken pitschnass. Na und?
Und dann gibt es noch die "Zauberwälder", wie er sie nennt. In ihnen wirken die Pilze schon per se wie verzaubert. Aber als ob das noch nicht ausreiche, haucht ihnen Karl-Heinz Kunde noch zusätzlich Leben ein.
Der Heilpilz-Experte besticht nämlich nicht nur mit phänomenaler Artenkenntnis. Nein, er beseelt die Pilze regelrecht. Er bereichert diese Zauberwälder noch um die Magie des Wesenhaften, das er in seinen Pilzen entdeckt.
„Die Pilze mögen die Ostsee gerne“, sagt er etwa. Das klingt so, als hätte er mit ihnen gesprochen. Und als hätten sie’s ihm, und nur ihm, anvertraut. Der Austernseitling hat ihm offenbar noch mehr verraten: „Er liebt es, wenn das Wasser von der Ostsee rüberstäubt. Das ist sein Milieu. Darin arbeitet er sich richtig groß aus.“
Er weiß auch, dass manche Pilze es mögen, in die Rolle anderer zu schlüpfen: „Der Nadelholz-Häubling möchte liebend gerne auch ein Stockschwämmchen sein. Der Perlpilz kleidet sich neuerdings auch gerne einmal rotgrün statt rötlich. Der Riesenträuschling verzehrt plötzlich Sägemehl, und auch der Sommerausternseitling verlässt neuerdings seine angestammten Holzkloben.“
Kunde unterstellt den Pilzen sogar, dass sie sich untereinander verständigen würden: „Manchmal wachsen sie auf Jahre nicht mehr dort, wo sie immer standen. Doch auf einmal sind sie alle wieder da. Mir kann keiner sagen, dass sie sich nicht alle miteinander verabredet haben.“
Das sind Sätze, wie sie zu den magischen Wäldern, die er absucht, besser gar nicht passen könnten. Wälder, die man gesehen haben muss, wenn einem nicht ein großartiger Eindruck fehlen soll. Wälder mit einem schillernden Artenreichtum. Und mit einem nahezu unbekannten Pilz, den Heilpilz-Experte Kunde für den schmackhaftesten in ganz Deutschland hält.
Wälder mit Roten Fliegenpilzen, so groß und schön, dass nicht nur Kinder meinen, lebende Glückswesen gefunden zu haben; siehe nur Foto links. Warum es Fliegenpilze, darüber hinaus, Kunde noch angetan haben? Ganz einfach: „Sie sind hervorragende Heilpilze gegen Rheuma.“
Da machen wir Erwachsenen Augen so groß wie die Kinder, die ihm bei seinen Pilzberatungen gebannt lauschen. Und wir ahnen, wie viel es über Heilpilze noch zu lernen gibt.
Märchenhaft im doppelten Sinne war schließlich auch sein eigener Zugang, den er als Kind zu Pilzen gewann. Seine Eltern konnten dazu keinen Beitrag leisten: er hat sie nie kennen gelernt. Auch Pilzgerichte wertet er in diesem Zusammenhang als kaum entscheidend.
Foto: An dem vermoosten Baumstamm wachsen Blaue Austernseitlinge. Sie sind für den Heilpilz-Experten ein "gefundendes Fressen".
„Nur ein Mal, bald nach Kriegsende, habe ich Pilze gegessen. Es war ein Hallimasch-Gericht.“ Also nicht gerade die Haute-Cuisine der Pilzküche.
Was nicht untypisch war. Denn eine traditionelle Pilzküche im Norden gibt es nicht. Erst die Vertriebenen aus den Ostgebieten verliehen der Pilzsuche und -küche Impulse. Die heutigen norddeutschen Pilzgerichte sind Kreationen, die erst zaghaft ab 1945 entstanden.
„Nein, ich wurde weniger durch Pilzverzehr, sondern durch eine ganz andere Weichenstellung zu den Pilzen gelenkt“, fährt Kunde fort. „Auf ausgesprochen romantische Tour bin ich ihr Liebhaber geworden.“
Als er wohl 14 Jahre alt gewesen sei, habe „Radio DDR“ an einem Sonntag einmal ein Hörspiel über Pilze gesendet. 1957 oder 1958 sei es gewesen. Er erinnert sich noch genau an einige Sätze: „Die Pilze in diesem schönen Fantasiestück waren sehr aufgeregt. Der „Gallen-Ede“ war der Gallenröhrling. „Wat wollt Ihr von mir?“, habe dieser Gallen-Ede einmal gefragt.
„Monsieur de Champignon“ sei in dem Hörspiel in Wirklichkeit ein Knollenblätterpilz gewesen. „Ein raffinierter. Er tat nur so, als sei er ein Champignon. Die zwei, hier der hoch giftige, dort der gute Speisepilz, sind sich ja tatsächlich sehr ähnlich. Pädagogisch war das geschickt. Der falsche Champignon war listig und verführerisch und sprach sehr geziert.“
Foto rechts: Keine Frage, dass der Heilpilz-Experte Kunde als Vielseitigkeits-Fanatiker die besten dieser Hallimasch mitnehmen wird. Totholz zieht ihn magisch an.
Zu diesem Zeitpunkt konnte Hans-Heinrich Kunde außer dem Roten
Fliegenpilz, dem Pfifferling und dem Butterpilz keinen Pilz bestimmen.
Eine Tante aber habe „ein ganz liebenswürdiges Pilzbuch besessen. Es war
von Ludwig Hinterthür. „In dieses Buch begann ich mich zu vertiefen.
Das war mein Start.“
Bald darauf habe er zusammen mit einem
Freund „einige riesige Pilze gefunden. Die kannte ich aber nicht. Als
wir sie der Pilzberaterin Elisabeth Neumann zeigten, habe ich genau
gehört, wie sie zu sich murmelte: 'Da finden die Dussel
Maronenröhrlinge, so prächtig, wie ich sie noch nie gesehen habe. Und
wissen nicht einmal, was das für Pilze sind.'“
Auch dafür, dass er den Birkenpilz nicht kannte, sei er verspottet worden. „Dann habe ich mich reingekniet. Ich wollte die Pilzgefilde unbedingt mit Macht und Freude erobern. Und immer wieder wurde ich durch das liebliche Hörspiel, das ich nicht aus dem Kopf bekam, gelenkt und ermuntert.“
Als Autodidakt verbiss er sich regelrecht in die Bücher seiner wachsenden Bibliothek. Später, als Pilzberater, besuchte er in ganz Mecklenburg-Vorpommern Fortbildungsveranstaltungen. Jedoch, vom Thema „Heilpilze“ wusste damals nicht einer der Lehrenden etwas.
1974 nahm Elisabeth Neumann, damals „die Pilzkönigin“ genannt, Kundes Pilzberaterprüfung ab. Während des Examens im Wald habe er sie gefragt, wann sie ihn denn endlich zu prüfen begänne. Da habe Frau Neumann nur geantwortet: „Ach, das ersparen wir uns. Sie wissen doch viel mehr als ich.“
Kunde wusste damals tatsächlich schon viel. Nur eines bestimmt nicht: dass unter den ihm bekannten Pilzen eine Reihe bester Heilpilze war. Und dass aus ihm einmal ein weithin bekannter Heilpilz-Experte werden sollte.
Von Heilpilz-Experte H.-H. Kunde zurück zu Passion Pilze sammeln Home Page
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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