Pilze bestimmen: Wie Du ein guter
und sicherer Pilzsammler wirst
Pilze bestimmen erfordert ein systematisches, hingebungsvolles Vorgehen. Der Schweizer Armando Hübscher, ein ausgewiesener Kenner, erhielt durch glückliche Umstände eine nahezu perfekte Pilzschule.
Im Folgenden wendet sich Hübscher besonders an Neulinge und an Wiedereinsteiger, die das Bestimmen der Pilze solide erlernen möchten. Aber auch erfahrene Sammler werden hier Interessantes finden.
Foto rechts: Armando Hübscher wuchs in einem einsamen Haus direkt am Wald auf. Doch nicht das allein begünstigte seinen Werdegang zu einem außer-gewöhnlichen Pilzsammler. Sein Vater Wilhelm Hübscher war Pilzsachverständiger, referierte bei unvergesslichen Vorträgen im Pilzverein Zürich und wurde bei Pilzvergiftungen im Hospital konsultiert. Seine Mutter, ebenfalls Pilzsachverständige, malte Pilze naturgetreu nach.
Von Armando Hübscher
Mit unserem Vater hatten wir einen wirklich grossen Kenner der Pilzkunde. Er führte uns Schritt für Schritt systematisch in die Pilzwelt ein. Heute weiß ich:
Das langsame, behutsame Herangehen ist beim Pilze bestimmen sehr wichtig.
Wenn du einen Pilz findest, lass ihn zunächst stehen. Studiere eingehend seine Merkmale und präge sie dir ein:
Wie sehen Hut, Röhren oder Lamellen, Stiel, Velum, also die häutige Hülle, und das Fleisch aus? Wie riecht er? Es ist wichtig, alle Details eingehend zu studieren. Erst danach dreh ihn – mit dem gesamten Stielansatz – aus der Erde.
Es wird für dich ein spannender, vielleicht unvergesslicher Tag werden, wenn du dir dein erstes Pilzbuch kaufst. Es sollte ein einfaches Pilzbuch sein, nicht zu groß, damit es bequem in deinem Rucksack Platz findet. Du wirst stolz sein, wenn du den ersten gefundenen Pilz in deinem Büchlein wiederfindest.
Führe dein Pilzbuch, einen Notizblock und einen Stift in deinem Rucksack mit. Wir Kinder mussten an der Waldhütte mit Hilfe eines Buches immer die Pilze bestimmen. Die Pilze waren also ganz frisch, Standort und Umgebung hatten wir noch genau vor Augen. Welche Bäume standen da?
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Meine Empfehlung!
Wohl selten hat es ein Buch mit einer derart gelungenen Bestimmungssystematik gegeben wie dieses:
Meine Schwammerl - Pilze aus dem Münchner Umland
70 Gattungen von Grund auf kennenlernen, klare Übersicht, gut verständlich. Ein Buch für Anfänger und Ambitionierte - garantiert nicht nur für Münchner. Nur 11 Euro!
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Lass dir ein Mikroskop schenken
Nimm anfangs nur wenige Pilze mit. Pack die, die du noch bestimmen willst, in eine Folie und mach dir Notizen über den Standort, vor allem über die Bäume und Sträucher; das sind nützliche Hilfen beim Bestimmen.
Hier erfährst Du mehr über das Zusammenleben bestimmter Pilze mit ihren "festen" Baumpartnern
Hier liest Du, welche Pilze mit welchen Baumpartnern zusammenleben
Wichtig ist es natürlich auch, dass du dich zu Hause in gute Pilzbücher einliest. Führe dir bestimmte Pilze immer wieder vor Augen.
Mit 12 Jahren begannen wir, die Pilze nach Farbe und morphologischen Gesichtspunkten, also nach Formen und Strukturen des Pilzorganismus, zu studieren. Dazu gehörte, dass wir bereits als Kinder die Sporen unter dem Mikroskop analysierten, um so den Pilz genauer bestimmen zu können.
Lass Dir ein Mikroskop schenken. Es eröffnet dir eine neue Welt. Du kannst damit mehr und neue Pilze bestimmen und wirst viel sicherer.
Ich empfehle dir, die lateinischen Pilznamen zu lernen. Es sorgt nicht selten für Verwirrung, weil es in der deutschen Sprache oftmals mehrere Namen für einen Pilz gibt. Beim lateinischen Namen weißt du immer genau, um welchen Pilz es sich handelt.
Foto rechts: Kevin aus Wallau in Hessen möchte es genau wissen: Ist es eine Krause oder eine Breitblättrige Glucke? 10 Fachbücher hat er stets dabei, wenn er im Rothaargebirge Pilze sucht. Entsprechend herausragend ist seine Artenkenntnis.
Schließe dich einem Pilzverein an!
Du möchtest ein guter Pilzsammler werden?
Dann kann ich dir nur empfehlen, dich einem Pilzverein anzuschließen. Dort gibt es erfahrene Personen, die auch Pilzbestimmungs-Abende veranstalten. Da werden verschiedene Pilze vorgestellt und es wird viel diskutiert. Und du lernst, immer nur so viel zu sammeln, wie für eine Pilzmahlzeit benötigt wird.
Dein Pilzverein organisiert auch
Pilzsuchtage, was für jeden interessierten Pilzfreund ein tolles Angebot ist. Schon allein deshalb, weil du dann die Wälder immer besser kennen lernst.
Im Pilzverein lernst du auch, wie man die Pilze sachgemäß dem Boden entnimmt: nicht nur Hut und Stiel, sondern, und das ist wichtig, den gesamten Pilz, also auch
die Stielbasis. Sie bildet bei etlichen Pilzen ein Erkennungsmerkmal, das, wenn wir es zugespitzt formulieren, über Leben und Tod entscheiden kann.
Auch lernt man unter erfahrenen Sammlern viel über den
sachgemäßen Abtransport. Oder dass man Pilze, die noch bestimmt werden müssen, separat legt oder in Folie verpackt. Das ist sehr wichtig,
damit nicht ein giftiger Pilz versehentlich in die Küchenpilze gelangt. Durch diese Unachtsamkeit hat es schon folgenschwere Pilzvergiftungen gegeben.
Kinder und Jugendliche sollten nicht allein in den Wald gehen. Es lauert manche Gefahr, etwa die, sich zu verlaufen. Auch war und bin ich gegenüber Fremden im Wald bis heute eher noch immer misstrauisch.
Suche einen Pilzsachverständigen auf!
Du solltest deine Pilze nach dem Sammeln einige Jahre lang
durch einen geprüften Sachverständigen kontrollieren lassen. Auch das ist wichtig, weil du dadurch zunehmend eine größere Sicherheit bekommst. Aber bring ihm bitte nicht den halben Wald ins Haus. Walderde, Grasbüschel, Laub, Stöckchen und Frösche lass bitte im Wald.
Endkontrolle bei einem Pilzsachverständigen ist wichtig! Nimm dein Pilzbuch, ein Schreibheft (nur für Pilze!) und Stift mit zu ihm. Da kannst du dir rasch den Namen des gefundenen Pilzes notieren und dahinter die Seitenzahl aus deinem Buch. Zu Hause kannst du dann alles in Ruhe nachlesen. Der Sachverständige wird sich über dein großes Interesse freuen.
Glaube niemals, du kennst diese oder jene Pilzart perfekt Überheblichkeit ist die Vorstufe zu Unachtsamkeit. Und das ist beim Pilze bestimmen ein gefährliches Spiel. Begnüge dich auch nicht damit zu wissen, dass das beispielsweise ein Steinpilz ist. Sei wissbegierig und lerne, um welche Art Steinpilz es sich handelt.
Ende Kapitel Pilze bestimmen
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