Der Orangefuchsige Raukopf oder Orangefuchsige Schleierling gehört zur Gruppe der hoch giftigen Pilze.
Lateinischer Name: Cortinarius orellanus
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Schleierlingsartige (Cortinariaceae)
Gattung: Haarschleierlinge (Cortinarius)
Untergattung: Rauköpfe (Leprocybe)
Foto rechts: Orangefuchsiger Raukopf in voller tödlicher Pracht: Allein der lebhaft orangerostrote Braunton sollte ein Signal an jeden Pilzsammler sein. Unter unseren Speisepilzen, die wir suchen, kommt diese Farbmischung so gut wie niemals vor (Foto © Archenzo).
Der Orangefuchsige Raukopf ist selten, jedoch wegen der Klimaerwärmung vom Süden Deutschlands her im Vormarsch. Er ist, gemeinsam mit dem Spitzgebuckelten Raukopf, der heimtückischste Pilz unserer Wälder. Er ist so etwas wie ein Hinterrücks- oder Meuchelmörder:
Sein Gift, das Orellanin, hat eine Latenzzeit von zwei, drei Tagen bis zu zweieinhalb(!) Wochen, ehe eine sichtbare Reaktion eintritt.
Dann ist es oft schon zu spät: Im Zusammenwirken mit noch anderen Giften wie vermutlich Cortinarin wurden lebenswichtige Funktionen der Nieren bereits außer Kraft gesetzt. Der Pilz ist somit lebensgefährlich.
Verwechslungsmöglichkeit: Der Orangefuchsige Raukopf wird in erster Linie mit dem Pfifferling (Cantharellus cibarius) verwechselt. Es sind fast immer ganz junge hoch giftige Pilze, die als vermeintlich junge Pfifferlinge im Korb unachtsamer Sammler landen. Verlockend ist dabei ein schützender, gelblich schimmernder Haarschleier über den Lamellen junger Cortinarien, der an die bekannte Gelbfärbung des Pfifferlings erinnert.
Da kleinste Pfifferlinge ohnehin in keinem Pilzkorb etwas zu suchen haben, sollte man sie hauptsächlich wegen der Verwechslungsgefahr mit Orangefuchsigen Rauköpfen stehen lassen. Erst wenn die Leisten – immer blassgelblich, unregelmäßig gegabelt und dann wieder zusammenlaufend – eindeutig zu bestimmen sind, sollte man Pfifferlinge ernten.
Im Jahr 1938 kam es in der Nähe von Poznan, dem früheren Posen, zu neun Vergiftungen mit dem Orangefuchsigen Raukopf, der damals noch Hautkopf hieß; sechs davon endeten tödlich.
14 Jahre später, 1952, starben bei einer Massenvergiftung in derselben Gegend, von der 102 Menschen betroffen waren, elf Menschen. Alle hatten erwiesenermaßen Mischpilze gegessen. Welcher Pilz aber war der Auslöser des Unglücks gewesen? Bis zu jenem Zeitpunkt war kein Pilz mit einer derartig langen Latenzzeit bekannt, wie sie ganz offenbar im vorliegenden Fall nachgewiesen werden konnte.
Erst nach mehreren Jahren mit Untersuchungen an Kaninchen und Katzen war klar, dass es sich um Cortinarius orellanus handelte. Zwar war der Pilz bereits 1838 von Elias Magnus Fries beschrieben und klassifiziert worden, jedoch hatte ihn der schwedische Mykologe nicht als giftig oder gar tödlich giftig erkannt.
Und noch einmal Posen, das Zentrum des Raukopf-Todes: 1955 verspeisten erneut neun Personen den Pilz, von denen 2 starben. Zwei Jahre darauf überlebten ein gleiches Pilzmahl 4 von 16 Menschen nicht. Polen hat somit ein beispielloses Opfer auf dem Weg zur wissenschaftlichen Erkenntnis dieses verheerenden Pilzes erbracht. Kein Kochen, Trocknen, Einlegen in Essig hilft gegen dessen Gift.
In den 1990er Jahren hatten sich in Bayern drei Jugendliche mit dem Orangefuchsigen Raukopf vergiftet. Sie hatten die Pilze für halluzinogen gehalten. Lange kämpften sie im Klinikum Rechts der Isar um ihr Leben. Einer der Jugendlichen verstarb, die zwei anderen trugen irreparable Schäden davon, sind seither u.a. dialyseabhängig.
Foto: Der Orangefuchsige Raukopf im Längsschnitt: Die Lamellen sind am Stiel angeheftet bis ausgebuchtet. Sie sind beim ausgewachsenen Pilz rostfarben. Für so manchen Sammler war es gewiss folgenschwer, dass die Lamellen im Frühstadium von einem gelblichen Haarschleier überhaucht sind - und an junge Pfifferlinge erinnern (Foto © Archenzo).
Rasches Auftreten der Symptome ist meist ein schlechtes Zeichen, deutet es doch auf eine eher größere Menge an aufgenommenem Orellanin-Gift hin.
Der Verzehr vom Orangefuchsigen Raukopf löst unstillbaren Durst aus, macht Mund und Gaumen mit brennendem Schmerz zur Sandwüste. Weitere deutliche Symptome sind: Magen- und Darmstörungen mit Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, hartnäckige Verstopfung, fieberloses Frösteln, bleibendes Kältegefühl und bisweilen Hautausschlag. Typisch sind auch Kopfschmerzen sowie Schmerzen in der Lendengegend und in den Extremitäten.
Bei schwereren Fällen folgen Bewusstlosigkeit und Krämpfe sowie schließlich irreparable Funktionsschädigungen der Nieren. Diese führen nicht selten zum Tode, meist nach etwa zwei Wochen, in anderen Fällen aber auch erst nach Monaten. Der Patient leidet unter langem Siechtum. Fast immer hilft bei Nierenschädigungen nur eine Transplantation.
Hut: 3 bis 8 Zentimeter, jung kegelig bis glockenförmig, dann flach mit häufig stumpfem Buckel in der Mitte. Orangefuchsig bis hin zu Rosttönen, filzig-samtig. Beim flachen Hut oft feine Schüppchen in der Hutmitte.
Lamellen: Orangebraun, zimtbraun, rostbraun, entfernt stehend, am Stiel ausgebuchtet angewachsen.
Stiel: Drei bis zehn Zentimeter hoch, 0,7 bis 1,5 Zentimeter dick. Anfangs messinggelb, später zur Stielbasis hin tendenziell rötlichbraun. Cortinazone (Gattungsmerkmal) kaum auffallend.
Geruch: Schwach rettichartig.
Fleisch: Cremefarben bis hellgelblich, zur Basis hin etwas dunkler.
Geschmack: Mild (Keine Geschmacksprobe nehmen!)
Vorkommen: Juli bis Oktober in sauren, nährstoffarmen, trockenen Laubwäldern unter Rot- und Hainbuchen und Eichen.
Als Wärmeliebhaber breitet sich der Orangefuchsige Raukopf zunehmend in Süddeutschland aus. Funde (allerdings bereits 1932) auch im Tharandter Wald und am Wilisch, beide in der Nähe von Dresden. Aufgrund der klimatischen Erwärmung ist mit zunehmender Verbreitung des Orangefuchsigen Raukopfes zu rechnen.
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
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