Pilzticker BaWue 269: Pilzfunde in Baden-
Wuerttemberg vom 22.10.2020 - 24.10.2020



Pilzticker BaWue 269




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Übersicht aller bisherigen Pilzticker Baden-Württembergs




Schöne Parasole und viele Wiesenchampignons für den Dörrautomaten


Petra schreibt am 24. Oktober 2020:

»Lieber Heinz-Wilhelm,

bei wunderschönem Herbstwetter bin ich heute mit einer lieben Bekannten, die ein hervorragendes Pilzwissen hat, im Bereich von Baden-Baden auf Pilztour gewesen.

Es dauerte nicht lange, und wir entdeckten auf den noch grünen Wiesen viele weiße Punkte: Anischampignons bester Qualität schauten uns entgegen. Aber auch viele Parasolpilze waren noch auf den Wiesen. Aus der Reihe tanzte ein alter Bovist, der auf der Wiese aber auch ein schönes Bild abgab.

So hatten wir unsere Körbe ganz schnell mit Parasolpilzen und Champignons gefüllt. Zu Hause war dann Arbeit angesagt. Die Pilze wurden geputzt, teilweise eingefroren oder zum Trocknen in den Dörrautomaten gelegt. Morgen gibt es aber auch ein feines Pilzessen.

Herzliche Grüße aus Baden-Baden

Petra«

(2 Fotos © Petra)

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Foto: Die gefüllten Siebe für den Dörrautomaten liegen bereit. Petra hat ihre Parasol- und Champignonfunde getrocknete.

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Einsteigerin Ines im Hochschwarzwald

Erst traurig, dann herrliche Steinpilze - und fast noch schönere sehr seltene Kirschrote Saftlinge


Foto: Zwei sehr schöne Steinpilze mit Fenchelkraut für Ines, die Anfängerin bei der Pilzsuche ist und einräumt, dass sie bislang erst drei Arten sicher bestimmen kann. (3 Fotos © Ines)

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Foto: Ein Foto mit Seltenheitswert, weil Kirschrote Saftlinge sehr selten sind. Diese Pilzart trägt in der Roten Liste den Status 3 (»Gefährdet«). Den Saftlingen fehlt es allgemein an ihrer Lebensgrundlage, nämlich an feuchten Magerwiesen.

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Ines schreibt am 24. Oktober 2020:

»Lieber Heinz-Wilhelm,

im letzten Jahr hat mich ein Bekannter »infiziert« und seitdem genieße ich die Wälder rund um Freiburg noch mehr - bereichert um schöne Pilzspaziergänge.

Ein paar Pilzstellen durfte ich mit ihm bereits kennenlernen, dieses Jahr habe ich weitere auf eigene Faust entdeckt und sofern es die Zeit zulässt, schaue ich in Abständen vorbei. Nicht zuletzt durch deine Internetseite lerne ich viel dazu und es macht Spaß, die Berichte zu durchstöbern.

Heute also mein erster Beitrag, den ich mit dir und den anderen Pilzliebhabern gerne teilen möchte: auf cirka 1000 Höhenmetern unterwegs mit einer nur kleinen Hoffnung im Gepäck, habe ich insgesamt wenige Pilze gesehen, jedoch ein paar Stellen mit vielen Schirmlingen und Fliegenpilzen.


Foto: So gehört es sich: die Fliegenpilze als Zeigerpilze werden ihrer Pflicht gerecht und zeigen einen sehr schönen Steinpilz her.

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Bereits auf dem Rückweg und etwas traurig - der Anblick eines Steinpilzes macht ja bekanntlich sehr froh - standen am Wegrand wieder einmal farbenfrohe Fliegenpilze. Und endlich, da hat sich doch ein dunkelbrauner Hut zu den roten gesellt: ein Steinpilz! Und welch ein hübscher! Das motivierte mich zu einem weiteren Schlenker, der mir noch einen weiteren Steinpilz eintrug! Hinzu kamen noch zwei kleine Pfifferlinge.

Zum guten Schluss entdeckte ich noch einmal flammendes Rot, doch dieses Mal waren es keine Fliegenpilze, sondern Saftlinge, und zwar sehr seltene Kirschrote Saftlinge. Es sind Herbstpilze der feuchten Magerwiesen an Waldrändern, zwar essbar, aber streng geschützt - wie alle Saftlingsarten.

Beste Grüße und allen eine gute und genussvolle Saison, Ines«

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Neckar-Odenwald-Kreis: Erst zwei Stunden für die Katz', dann standen plötzlich die Steinpilze da


Manuel schreibt am 24. Oktober 2020:

»Hallo Pilzfreunde, 

ich war am heutigen Samstag mal wieder im Altkreis Buchen im Odenwald unterwegs, heute der Neckar-Odenwald-Kreis. Das Jahr war bis jetzt bescheiden, doch heute wurde ich für meine unzähligen Pilzgänge belohnt.

Angefangen hat es ziemlich ruhig. So sah ich viele andere Pilzarten, vor allem aber viele Fliegenpilze und Birkenpilze. Aber kein einziger Steinpilz weit und breit.

Als ich nach knapp 2 Stunden schon fast am Ende meiner Tour war, entdeckte ich endlich meinen ersten Steinpilz. Es war nur ein kleiner. Aber damit ging es los! Im letzten Eck meines Ganges fand ich noch 5 wunderschöne Steinpilze (z. B. 1. Foto rechts). Ein paar waren zwar ein wenig  angefressen, doch beim Putzen zeigte sich, dass sie von traumhafter Qualität waren, völlig madenfrei und schneeweiß (2. Foto rechts).

Vielleicht werde ich nächstes Wochenende noch einmal in den Wald schauen.

Liebe Grüße, Manuel aus dem Odenwaldkreis«

(2 Fotos © Manuel)

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Sehr lesenswert!

Thomas über die erfolgreiche Verteidigung von Pilzplätzen

»Viele Kontrollgänge, ein großes Artenspektrum und ein gutes Auge für kleine Pilze«


Foto: Halskrausenerdsterne sind, verglichen mit anderen Erdsternen, wie dem Gewimperten Erdstern, sehr selten. Ihren Namen haben sie von dem krausenartigen Kragen, auf dem das Sporengehäuse sitzt. Alle Erdsterne sind ungenießbar. (Foto © Thomas)

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Thomas schreibt am 24. Oktober 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

bei einem kleinen morgendlichen Spaziergang bei strahlender Sonne und angenehmen 12-14 Grad entdeckte ich heute bei Grünwettersbach einen sehr seltenen Vertreter der Gattung Geastrum (Erdsterne), und zwar den Halskrausenerdstern. Hoffentlich wird er uns allen noch ein bisschen Glück für den Rest der Saison bringen.

Antwort an Holger auf dessen Schreiben vom 23. Oktober 2020

»Ich muss dich leider enttäuschen, aber nach auch gut über 30 Jahren Pilzerfahrungen, kann ich dir versichern, dass du nach meinen Sammelgängen nicht erkennen wirst, dass ich vorher da war.

Ich hinterlasse niemals Stümpfe von Pilzen. Die Pilze werden bei mir komplett entnommen, sauber vorgeputzt und kleinere Schnittreste verschwinden unter dem Laub oder der Nadelstreu. Auch hinterlassesene kleinere Löcher in der Erde werden wieder sorgfältig verschlossen. Jeder einzelne Pilz bekommt die Zeit, die er benötigt.

Der mutige Schnitt findet bei mir erst zuhause, beim endgültigen Putzen statt. Denn der knackige holzige Teil der Stielbasis von Steinpilzen ist in den seltensten Fällen von Maden befallen, und das wäre doch viel zu schade drum. Stielscheiben eignen sich perfekt zum Trocknen.

Ich investiere Jahr für Jahr viel Zeit in die Aufzeichnung der Wetterdaten, der Dokumentation und Archivierung meiner Funde, um möglichst immer zum richtigen Zeitpunkt an Ort und Stelle zu sein. Weitere Punkte sind: viele Kontrollgänge, ein großes Artenspektrum und ein gutes Auge, um auch kleine, heranwachsende Pilze zu entdecken. Das ist die beste Möglichkeit, seine Wälder erfolgreich zu verteidigen.

»Als wäre da eine Wildsau durch«

Dennoch sollte man immer ein paar Exemplare stehen lassen. Sei es für die Verbreitung oder einen anderen Sammler. Aber auch bei uns in den Wäldern sehe ich hin und wieder Transporter mit rumänischen Kennzeichen an den Waldwegen stehen oder höre, wie sich nicht deutschsprachige Leute in Entfernung lautstark über Walki Talki unterhalten.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass solche Sammeltrupps Verwüstung an den Wegen hinterlassen, die aussehen, als wäre da eine Wildsau durch. Gesehen habe ich schon oft Sammler, die bei jedem Schritt tief mit dem Fuß in das Laub graben und auf die Seite schieben.

Und was die Flockenstieligen Hexenröhrlnge hier in unserer Region betrifft: auch ich kann mich in diesem Jahr nicht über fehlende Hexen beklagen. Ich vermute, es liegt mitunter aber auch daran, dass die weniger erfahrenen Sammler mit der Zeit mutiger werden und sich auch mal an blauende Röhrlinge herantrauen. Denn auch heute ist bei vielen immer noch im Kopf, dass blauende Röhrlinge generell giftig wären.

Liebe Grüße an alle

Thomas«

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Michael auf Abwegen bei Hochstetten: Hallimasche und Esskastanien statt Steinpilze


Foto: Michael  wollte diesmal keine Steinpilze, hatte es auf Hallimasche abgesehen. Sie sind in der Schale. Darunter zwei Hosentaschen voll Esskastanien, von denen er heute noch mehr sammeln möchte.

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Michael schreibt am 24. Oktober 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

gestern traf ich mich mit Suri im Wald um Hochstetten, um Pilze zu sammeln. Jeder hatte von sich zu Hause aus ca. 11 Kilometer zu unserem Treffpunkt mit dem Rad.

Sie war etwas früher da und hatte bereits schöne Steinpilze gesammelt. Ich war an diesem Tag nur auf Hallimasch aus. Naja, ein bssel mehr wurde es dann doch für mich. Neben den  Hallimasche nahm ich noch eine Marone, Violette Rötelritterlinge, Pfiffers, einen Roten Stoppelpilz, Butterpilze, Rotfüße, Parasole, einen einzigen Steinpilz (Foto rechts) und die ersten Austernpilze mit.

Alle Steinpilze und eine Glucke bekam Suri. Dazu sammelte ich auf dem Rückweg noch zwei Hosentaschen voll Esskastanien, von denen ich heute mehr holen werde.

Viele Grüße Michael und Suri«

(3 Fotos © Michael)

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Foto: Alle diese Steinpilze und eine Krause Glucke gingen an Suri. Michael hatte es an diesem Tag nur auf Hallimasche abgesehen, ein paar andere Arten kamen letztlich hinzu.

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Bretten/Büchig: Im unbekannten Wald eine neue Steinpilzstelle entdeckt


Foto: Der linke Korb für Michael, der rechte für Andreas. Die Steinpilze stammen alle von der neu aufgespürten Stelle. Michaels Anteil sehen wir noch einmal ausgebreitet nach bekannter Präsentationsart weiter unten. (4 Fotos © Michael)

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Michael schreibt am 23. Oktober 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

zusammen mit Andreas war ich in den Wäldern um Bretten und Büchig, was für uns teilweise komplettes Neuland war. Aus waren wir auf Schiefknollige Anisegerlinge wie im letzten Jahr, von denen es genügend gab.

Dazu gesellten sich beste Stockschwämmchen und Herbstrotfüße, einige Goldröhrlinge und Hallimasch. Am Wegrand gab es wieder zahlreiche Perlhuhnchampignons und Igelstäublinge. Für Andreas war der Tag endgültig gerettet, als ich in einem »seiner« Wälder, in denen laut seiner Aussage noch nie Steinpilze gefunden wurden, tatsächlich eine Stelle mit schönsten Steinpilzen ausfindig machen konnte. Alles außer den Anisegerlingen, Stockschwämmchen, wenigen Goldröhrlingen und einem Steinpilz bekam Andreas.

Die gut gemeinte Hilfe wollte nicht so recht ankommen

Wieder hatten wir eine Begegnung, die ich nicht vorenthalten kann. Mitten im Wald der Anisegerlinge trafen wir auf eine rumänische Familie (Mann und Frau, ca. 45, Kind ca. 12). Ich grüßte freundlich und fragte, ob sie schon etwas gefunden hätten.

Die Frau reagierte damit, dass sie einen alten Anisegerling in die Höhe hielt und in gebrochenem deutsch fragte, ob der essbar wäre. Ich schaute in ihren Korb und da war alles Mögliche an alten Anisegerlingen, Rotfüßen (auch bereits matschige), Violetten Rötelritterlingen und Nebelkappen drin.

Ich erklärte, was brauchbar und was unbrauchbar sei. Als dann noch das Kind mit einer Handvoll Nebelkappen und Erdschiebern ankam, war alles zu spät und ich gab meine Hilfe auf. Ich hatte den Eindruck, sie verstanden absolut nichts und hatten auch keine Ahnung von Pilzen. Andreas war derselben Meinung.

Viele Grüße Michael und Andreas«

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Foto: Nur einen Steinpilz wollte Michael haben. Das verwundert kaum, zaubert er doch auch aus »Allerweltspilzen« hervorragende Speisen. Hier sehen wir Anischampignons, deren Schiefknolligkeit bei drei ausgesonderten Exemplaren anschaulich zur Geltung kommt, Stockschwämmchen, Goldröhrlinge - und den einen Steinpilz.

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Foto: Dies sind selten gezeigte Perlhuhnchampignons. Sie zählen - neben den ähnlichen Rebhuhnchampignons und den Karbolegerlingen - zu den giftigen Champignons. Wichtigstes Merkmal neben dem abstoßenden karbolartigen Geruch ist, dass alle drei Arten mehr oder weniger stark chromgelb an der Stielbasis gilben. Anisegerlinge, egal ob Dünnfleischige oder Schiefknollige, gilben hingegen am Hut, aber weniger heftig und auf Druck.

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Foto: Diesen Igelstäubling könnte man sogar essen! Ein typischer Kriegspilz, den man tatsächlich in schlechten Zeiten aß. Ich habe ihn noch nicht probiert, aus gutem Grund: bei 123pilzsuche.de bekommt er im Geschmack die Note 6. Ich kenne bislang keinen anderen Essbaren, der das schafft...

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Karlsruhe: Hungrige Schnecken, wühlende Wildschweine, schnippelnde Konkurrenz


Foto: Nicht nur Pilzsammler haben Hunger auf Steinpilze, auch manches Waldtier. Diese Erfahrung musste Holger bei seinem Pilzgang - mal wieder - machen. (Foto © Holger)

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Holger schreibt am 23. Oktober 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

heute war ich - wegen der Konkurrenz - früh im Raum Karlsruhe/Ettlingen unterwegs, denn tatsächlich muss ich meine Pilzreviere, anders als die letzten Jahre, dieses Jahr leider mit mehr Konkurrenten teilen.

Die Konkurrenz verrät sich durch die diversen Stümpfe abgesäbelter Steinpilze. Ob es wohl Thomas war? :-)

Und durch die lange Dürre sind zudem die Schnecken bei uns extrem hungrig. Wie das Foto zeigt, sind alle Steinpilze angefressen, einige sogar bis zur Hälfte verputzt. Weil die ganz kleinen von den Schnecken bis morgen sicherlich komplett verspeist worden wären, habe ich auch sie mitgenommen. Sonst lasse ich die Kleinen natürlich stehen und wachsen.

Auch ist der Boden in meinen Gebieten dieses Jahr deutlich stärker umgepflügt als sonst. Also eine weitere tierische Konkurrenz? Denn sicher fressen Wildschweine auch Steinpilze. Und was meinen eigentlich die Pilzmycele dazu, dass ihr Boden so umgegraben wird? Stört die das? Oder nicht? Gibt es dazu Untersuchungen?*

Interessant: In den Gebieten habe ich bis vor zwei Jahren immer viele Hexenröhrlinge gefunden. Seit zwei Jahren fast keinen mehr. Offenbar kommen die mit der Dürre schwerer zurecht als die Steinpilze?**

Und dann hatte ich heute im Wald so einen Gedanken: Ich sammle jetzt seit 30 Jahren Pilze. Und ich behaupte mal, dass ich Steinpilze vor allem an Süd- und Südwesthängen finde. Ist das Zufall oder kann da was dran sein? Die dort stärkere Sonneneinstrahlung spricht ja einerseits dafür (stärkere Erwärmung), andererseits aber auch wieder dagegen (stärkere Austrocknung). Was meinst Du?***

Viele Grüße Holger«

* Dass Wildschweine beim Durchpflügen der Böden das Wurzelgeflecht der Pilze zerstören, ist bekannt. Allerdings sind Pilzmyzele enorm zäh, widerstandsfähig und stressresistent, geradezu bewunderungswürdig. Es kann zu ein, zwei Jahren mit Minderfruktifizierung kommen, danach sollte das Myzel wieder auf dem früheren Stand seiner Fruchtbildungsstärke sein.

** Flockenstielige Hexenröhrlinge sind sehr trockenheits- und stressresistent, viel mehr als Steinpilze. In diesem Sommer gab es beispielsweise bundesweit trotz langer Trockenperiode mit in den Böden sehr tiefgehender Austrocknung ein herausragendes Wachstum an Flockenstieligen Hexen. Sie waren über Wochen und Monate in vielen Regionen starke Alleinunterhalter bei den Röhrlingen. Ich vermute eher, dass sich diese Pilzart in Deiner Region ein ganz natürliches Regenerationsjahr genommen hat. Nicht selten gönnen sie sich sogar zwei oder gar drei solcher Aus-Jahre hintereinander.

*** Alle Dickröhrlingsarten sind generell Wärmeliebhaber. Viel entscheidender für ihr Wachstum als die Himmelsausrichtung ist, dass sie genügend Licht- und Wärme bekommen, also ein hier und da offenes Blätterdach haben. Licht und Wärme sind auch der Grund, weshalb sie sich gerne an oder auf Wegen oder Waldrändern tummeln. Wenn das und das lokale Klima stimmt, ist es ihnen ziemlich egal, ob sie an einem südlichen oder nördlichen Waldrand wachsen. Mir ist keine Literatur bekannt, die Steinpilzwachstum je nach Himmelausrichtung klassifizieren würde.

Was allerdings entscheidend sein kann: Wenn es viel oder sehr viel geregnet hat, sollte man eher an trockenen Südseiten suchen, wenn es lange trocken war, eher an schattigen Nordseiten. (hwb)

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Ein Steinpilz bei Fliegenpilzen und einer beim Maultaschensuppe löffeln

Heiko schreibt am 22. Oktober 2020:

»Lieber Heinz-Wilhelm,

nach einer guten Woche ohne Waldbesuche bin ich heute Vormittag zusammen mit meiner Tochter Merle zu einer Tour in die Fichtenwälder bei Calw aufgebrochen.

Ähnlich wie vor einigen Wochen durfte auch heute die Maultaschensuppe nicht fehlen.

Insgesamt freuten wir uns über acht verschiedene Pilzsorten für unseren Sammelkorb: Fichtensteinpilze, Lachsreizker, Kuhmäuler, Semmelstoppelpilze, einen Flockenstieligen Hexenröhrling, einen großen Pfifferling, einige wenige Trompetenpfifferlinge und eine Marone.

Es zeigen sich immer mehr Fliegenpilze - und wie das eine Bild mit Merle vielleicht erkennen lässt, sind die Steinpilze dann auch nicht weit entfernt 😊 (2. Foto rechts)...

Ein wirklich schöner Ausflug in die Natur mit meiner Tochter!

Herzliche Grüße senden Dir Merle und Heiko«

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2 Fotos: Merle zeigt einen fast weißen Steinpilz (links). Und rechts sehen wir sie mit ihrer geliebten Maultaschensuppe, die an kühlen Tagen bei einem Waldgang einfach dazugehört. Einen schönen Steinpilz zeigt sie uns trotzdem. (4 Fotos © Heiko)

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Spontane Pilzberatung gegen eine drohende Vergiftung auf dem Waldparkplatz bei Ettlingen


Foto: Alles, was sich an Schopftintlingen in der rechten Bildhälfte tummelt, gehört auf keinen Fall in den Pilzkorb. Die noch geschlossenen reinweißen Hüte auf der linken Bildseite scheinen weitgehend in Ordnung zu sein. (2 Fotos © Thomas)

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Thomas schreibt am 22. Oktober 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

ich verbringe meine Mittagspause öfters mal in den Wäldern um Ettlingen, um frische Waldluft zu tanken. Als ich heute am Waldparkplatz ankam, begrüßte mich nach ein paar Metern eine ganze Kolonie von überständigen Schopftintlingen, mit hier und da auch noch ein paar jungen. Bei 250 geschätzten Exemplaren habe ich den Überblick verloren. Gerade als ich mein Smartphone rausholte, um ein Foto zu schießen, kam ein älteres Pilzsammelpärchen den Weg herunter und die Frau meinte: »Alles Giftpilze.«

Ich erklärte kurz, dass die jungen, rein weißen, ausgezeichnete Speisepilze seien. Der Mann erklärte daraufhin, dass sie Schopftintlinge grundsätzlich nicht sammeln würden und im Übrigen momentan ohnehin nur Parasole wachsen würden.

Wir verabschiedeten uns und ich machte meinen Spaziergang. Auf dem gleichen Weg, den die beiden gelaufen waren, fand ich noch ganz junge Semmelstoppelpilze, zwei ältere Pfifferlinge, zwei wünderschöne Paukenschlegel, ganz frische Violette Rötelritterlinge, einige Grünspanträuschlinge und einen der besten Würzpilze, den Knoblauchschwindling (Foto rechts). Da ich aber nicht zum Sammeln unterwegs war, durfte alles stehen bleiben.

Als ich zum Waldparkplatz zurückkam, durfte ich staunen: die beiden von vorhin ernteten, auf dem Boden knieend, wie im Sammelrausch Schopftintlinge. Beim Blick in den Korb musste ich allerdings tätig werden: gut ein Drittel der Pilze war bereits schwarz angefärbt, befand sich also schon in der Selbstzersetzung.

Als ich nochmals auf die Gefahr einer Pilzvergiftung hinwies, lenkte der gute Mann schließlich ein und übergab alles Unbrauchbare wieder dem Wald.

Ich wünsche allen noch ein schönes Ende der Woche und dann ein schönes Wochenende und viel Erfolg beim Sammeln.

Grüße Thomas«

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