Pilzticker BaWue 276: Pilzfunde in Baden-
Wuerttemberg vom 16.11.2020 - 19.11.2020



Pilzticker BaWue 276




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Jetzt geht's dahin bei Ettlingen: Die Hexen fallen schon vom bloßen Anschauen um


Foto: In milden Wintern wachsen Pfifferlinge schon mal bis tief in den Januar hinein. So weit ist es noch nicht, aber diese Amethystfarbigen Pfiffers haben es immerhin schon mal bis zum 19. November geschafft. (3 Fotos © Thomas)

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Thomas schreibt am 19. November 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

pünktlich zu meiner Mittagspause kam in Ettlingen dann doch noch für ein Stündchen die Sonne heraus und so schaute ich hier nochmal an meinen bekannten Stellen nach den Pilzen.

Zu finden gibt es auch hier immer noch einige Pilze für das Körbchen. So stehen an lichteren Stellen noch einige Grünspanträuschlinge, Herbstrotfüße, Rötliche Lacktrichterlinge, die ein oder andere Marone und sogar noch ein Amethystschuppiger Pfifferling (1.Foto) herum. Ich ließ aber alles stehen, da ich ihnen nicht die restlichen Stunden im Auto zumuten wollte.

Ein Steinpilz mit einem Ast auf dem Kopf verriet dann noch einen weiteren. Aber auch die beiden durften stehen bleiben, da sie den Regen von morgens nicht nur auf dem Kopf, sondern auch schon im Kopf hatten.

Ein paar überständige Hexen fielen schon beim genaueren Hinsehen von alleine um. Ich konnte aber auch noch ein paar ganz junge entdecken, die allerdings noch viel zu klein waren, um sie heute schon mitzunehmen.

In ein paar Tagen werde ich vielleicht noch einmal nach ihnen schauen. Möglicherweise sind sie dann bereits hinüber. Denn für die Nächte auf Samstag und Sonntag sind die ersten Minustemperaturen für unsere Region vorhergesagt und tagsüber wird es mit sieben bis acht Grad auch nicht gerade warm.

Auffallend ist aber auch in diesen Wäldern wieder das extrem massenhafte Auftreten verschiedener Hautköpfe* an all den Stellen für Dickröhrlinge. So waren es auch in diesem Wald wieder die Blutblättrigen Hautköpfe wie auch Zimtblättrige Hautköpfe.

Diese sind zwar nichts für die Pfanne, aber sie können ein sehr gutes Mittel gegen Langeweile sein, denn mit diesen Massen könnte man eine eigene Färberei gründen. Einen ausführlichen Bericht zu Färben mit Pilzen hast Du ja bereits auf deiner Seite.
 
Ich wünsche Dir und allen weiterhin viel Gesundheit

Thomas«

* Hautköpfe sind mindestens ungenießbar, wenn nicht giftverdächtig oder giftig

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Foto: Die Hautköpfe - hier der Blutblättrige Hautkopf - sind eine 20 Arten umfassende Untergruppe der Schleierlinge (Cortinarius). Weil alle Vertreter dieser Untergruppe extrahierbare Anthrachinon-Farbpigmente aufweisen, werden sie von manchen Mykologen von den Schleierlingen abgetrennt und als eigene Gattung geführt.

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Foto: Auch der Zimtblättrige Hautkopf ist sehr giftig. Wegen der sehr ähnlichen Lamellenfarbe ist er dem tödlich giftigen Orangefuchsigen Raukopf sehr ähnlich. Es hat bereits mehrere schwere Vergiftungen mit dem Zimtblättrigen Hautkopf gegeben. Deshalb: Hautköpfe und Rauköpfe gehören niemals in den Pilzkorb.

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Heikos Traum vom Dezember-Steinpilz lebt: »Die Wälder liefern und liefern und liefern«


Heiko schreibt am 19. November 2020:

»Lieber Heinz-Wilhelm, liebe Pilzfreunde,

ich kann es schwer verstehen und noch schwerer begründen, aber meine Wälder bei Calw im Nördlichen Schwarzwald liefern und liefern und liefern. Die Herbstpilze sprießen weiter in  allen Ecken.

Ich komme gerade von meiner großen Runde durch meine Stammwälder zurück und egal, ob im Laubwald, Nadelwald oder auf moosigem Untergrund, noch immer befördert der Waldboden beste Schätze zutage.

Ich freute mich über 9 tolle Fichtensteinpilze in allen Altersklassen, schöne Trompetenpfifferlinge, Semmelstoppelpilze, eine Handvoll Maronen, einige Fichtenreizker sowie über einen Flockenstieligen Hexenröhrling.

Ich will das Glück nicht überstrapazieren, aber es sind nur noch elf Tage bis zum Dezember-Steinpilz...😊 Und es drücken immer noch kräftig junge Exemplare nach (2. Foto rechts).

Wenn es weiterhin nicht deutlich in den Bereich der Minusgrade zurückgeht und wie heute der ein oder andere Regenguss dazukommt, wer weiß, was dann noch möglich ist.

Herzliche Grüße sendet Euch allen

Heiko«

(4 Fotos © Heiko)

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Foto: Ein toller Steinpilz mit noch jugendlich crèmefarbenen Röhren. Heiko fand seine neun Fichtensteinpilze sowohl im Laubwald, wie hier, als auch im Nadelwald. Und das einen Tag vor dem Start ins letzte November-Drittel. Es ist ein außergewöhnliches Pilzjahr.

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Foto: Jung, frisch, knackig: von den schönen Maronen fand Heiko nur eine Handvoll. Dabei sind sie eigentlich eher Spätherbstpilze als die Steinpilze.

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Auch in Kronaus Wäldern treten die Herbstpilze jetzt ab und machen den Winterpilzen Platz


Foto: Ob es schon der Letzte für dieses Jahr war? Michael fand neben diesem nur noch einen weiteren Steinpilz. Die klassische Pilzsaison ist vorbei, das Pilzjahr geht in die Periode der - wenigen - essbaren Winterpilzarten über. (4 Fotos © Michael)

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Michael schreibt am 17. November 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

eine Radtour an all meine bekannten Austernpilzplätze hat sich richtig gelohnt. Einige schöne Exemplare (z. B. 1. Foto rechts) habe ich mitgenommen, die kleinen dürfen noch wachsen. Auch die Judasohren sind schon da. Die Herbstpilze weichen allmählich den Winterpilzen. Lediglich zwei Steinpilze konnte ich noch aufspüren. Dafür war der Waldboden bedeckt mit Schwefelritterlingen (2. Foto rechts). Diese sind schön fürs Auge und auffällig für die Nase - aber nichts für die Pfanne.

Was ich schon seit Jahren suche, aber noch nie gefunden habe, sind Frostschnecklinge. Und das trotz guter Boden- und Baumverhältnisse.*
 
Viele Grüße Michael«

*Sie wachsen, was in der Literatur oft nicht erwähnt wird, fast nur unter jungen Kiefern (ich habe sie noch nie unter älteren gefunden) und benötigen saure, sandige Böden. Frostschnecklinge schmecken nicht so gut, wie meist zu lesen ist.

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Foto: Es geht in Richtung Winterpilze. Die Austernseitlinge und Judasohren sind da, die Steinpilze nehmen Abschied von der Pilzsaison.

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Ein letzter Gang für die Wintervorräte im nördlichen Schwarzwald mit einem extrem langstieligen dürrbeinigen Stinker


Foto: Der letzte große Schwung im Jahr für die Wintervorräte ist unter Dach und Fach. Da ist wirklich noch allerhand zusammengekommen für Thomas. (5 Fotos © Thomas)

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Thomas schreibt am 16. November 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

am vergangenen Wochenende ging es nochmal alleine und einmal mit Frau und Tochter in vier meiner besten Wälder im nördlichen Schwarzwald, um die Anlegung des Wintervorrates abzuschließen. Wenn man gute Wälder kennt und genau weiß, wo noch Pilze wachsen, kann man immer noch genügend Leckereien im Wald finden.

So wachsen in meinen Stammwäldern die Trompetenpfifferlinge in dunkleren, feuchten Fichtenwäldern mit West-, bis Nord-West-Ausrichtung und in Rotbuchenwälder mit Nord-Ost bis Süd-Ost Ausrichtung besser als in den übrigen Wäldern. In Süd- bis Süd-West-Ausrichtung zeigen sie sich zwar schon seit knapp zwei Wochen, wollen aber nicht so richtig wachsen und vergehen oft schon in jungem Zustand.

Den Flockenstieligen Hexenröhrlingen scheint es momentan ganz egal zu sein, ob Ost oder West, ob im Laub-, Misch-, oder Nadelwald. Sie schieben unermüdlich weiter. Mit ein bisschen Fantasie spürt man förmlich das pulsierende Myzel unter seinen Füßen.

Die Steinpilze stehen zur Zeit nur noch an Süd- bis Westseiten. Und jetzt haben sogar die Goldröhrlinge nochmal ihren Auftritt. Sollte das bedeuten, dass die Steinpilze noch einmal vor einem Schub stehen? Denn im Jahresverlauf sind die Goldröhrlinge hier in der Region oft 1-2 Wochen vor den Steinpilzen da.

Ich vermute aber eher, dass es sich hierbei um Nachzügler handelt. Wobei die Wetterverhältnisse immer noch passen würden. Aber dann wird es immer schwieriger, sie rechtzeitig unter den gefallenen Laubmassen zu entdecken.


Foto: Der von Thomas erwähnte »Steinpilz-Doppelpack«. Die Pilze machen, von minimalen Knabberstellen abgesehen, einen qualitativ ausgezeichneten Eindruck.

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Dass es ein leicht verrücktes Jahr ist, sehen wir ja auch an den Perlpilzen, die sich ihre ganze Kraft für den Spätherbst aufgehoben haben. Hiervon habe ich diesmal ein Exemplar gefunden, das noch so gut wie keine Rottöne aufweist. Ein kleines rötliches Pünktchen am Hut und der Stielbasis verraten ihn jedoch. Übrigens ziehe ich von Perlpilzen immer die Huthaut ab, um ihn noch verträglicher zu machen.

Wenn man die Anfahrtszeiten abzieht, konnten wir Freitag und Samstag zusammen in knapp sechs Stunden viele Trompetenpfifferlinge, Flockenstielige Hexenröhrlinge, Herbstrotfüße, Weißtannenreizker und noch ein paar brauchbare Steinpilze finden. Einer davon lehnte sich gemütlich an den Fuß einer Fichte, einen Doppelpack fand ich im gleichen Wald.


Foto: Dieser schöne Steinpilz scheint sich vor Thomas sogar zu verneigen, vermutlich aus Achtung davor, dass er ihn entdeckt hat. Auf dem Foto ganz oben kann man ihn mit seinem enorm langen Stiel, den Thomas wieder einmal im Ganzen herausgehoben hat, mühelos entdecken.

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Schöne Perlpilze, Maronenröhrlinge, eine Handvoll Goldröhrlinge, zwei Amethystschuppige Pfifferlinge, ein Kupferroter Gelbfuß, ein Pfefferröhrling, Rötliche Lacktrichterlinge und den größten und aromatischsten Saitenstieligen Knoblauchschwindling, den ich je gefunden habe, fanden auch noch den Weg in den Korb.

Den Knoblauchschwindling habe ich zur Verdeutlichung der Proportionen separat fotografiert. Ein Teil des Stiels ist sogar noch im Boden stecken geblieben. In der kurzen Zeit für das Foto duftete er schon die ganze Wohnung ein, so dass es sogar in den Augen brannte. Bei solchen Exemplaren sollte man allerdings sehr vorsichtig bei der Dosierung sein, da er leicht Magen-Darm giftig ist und daher nur in geringen Mengen zum Einsatz kommen darf.

Ich denke, dass dies die vorerst letzte große Runde für dieses Jahr war, weil die Vorräte nun komplett sind. Kleinere Runden werde ich natürlich noch weiterhin machen.

Liebe Grüße an Dich und allen noch viel Erfolg beim Sammeln!

Thomas«

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Foto: Ein Wahnsinnsjahr der Flockenstieligen Hexen neigt sich dem Ende entgegen. Es gibt sie, trotz Trockenperiode, fast durchgehend seit Mitte Mai in vielen Regionen Deutschlands.

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Foto: Guten Appetit! Dieser Knoblauchschwindling ist an Größe kaum zu übertreffen. Man sollte diese Pilze auch als Soßenpilze oder im Mischgericht schon allein wegen ihres starken und scharfen Geschmacks sehr sparsam verwenden, pro Kilo Mischpilze wird lediglich ein PIlzhut empfohlen. Das dürre Beinchen bitte nicht mitessen, es ist bei dieser Pilzart holzig-zäh. Obwohl sie stark knoblauchartig schmecken, verursachsen sie keinen anhaltenden Knoblauchgeruch.

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