Pilzticker BaWue 277: Pilzfunde in Baden-
Wuerttemberg vom 20.11.2020 - 22.11.2020



Pilzticker BaWue 277




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Übersicht aller bisherigen Pilzticker Baden-Württembergs




Spätes Pilzglück am Schönbuch-Rand

Im erstmals betretenen Wald warteten hunderte Lachsreizker und zehn Steinpilze auf Renate


Foto: Lachsreizker in aller Pracht. Erkennbar sind sie an ihren Grübchen am Stiel und, natürlich, daran, dass sie bei Weißtannen wachsen, weshalb sie auch Weißtannenreizker heißen. Sie sind erstklassige Speisepilze. (4 Fotos © Renate)

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Renate schreibt am 22. November 2020:

»Guten Tag, lieber Heinz-Wilhelm,

vielleicht interessiert es unsere Pilzler, dass es bei uns im Schönbuch trotz kühler Temperaturen hier und da noch Pilze zu finden gibt. Sogar reichlich.

Meinen gewohnten Buchenwald an einem Südhang konnte ich am Freitag nicht aufsuchen, da der dortige Bestand an herrlichen Buchen zur Zeit beinahe zur Gänze gefällt wird. Einen Steinpilz fand ich in einem Buchenwald daneben, dessen Bäume demnächst auch der Axt zum Opfer fallen werden; sie sind bereits angezeichnet. Ich möchte das nicht weiter kommentieren, nur zum Ausdruck bringen, dass ich außer mir bin.

Ich habe dann voller Frust und grummelnd das Weite gesucht, das hässliche Kreischen der Kettensägen noch lange im Ohr, und habe ein Waldstück entdeckt, in dem ich noch nicht gewesen bin. Ich hatte den Eindruck, dass das nicht nur für mich alleine galt.

Mein Weg führte bergab, war schlammig und sehr unwegsam, besser, ich schildere hier nicht, wie ich ausgesehen habe, als ich endlich dort ankam. Jedoch war rechts dieser Schlammpassage ein Birkenwäldchen, das recht marode aussah. An einem liegenden Birkenstamm, also Totholz, entdeckte ich nahe des Weges drei knackige Birkenporlinge (Foto rechts). Nach einer recht halsbrecherischen Kletterpartie durch und über Gestrüpp und allerlei gefällte Birken hinweg gelang es mir, die drei zu ernten.

Daraufhin erreichte ich den mir unbekannten Wald. Es fällt schwer, genauer zu beschreiben, wie es dort aussah und vor allen Dingen, welche Vielfalt an Pilzen es dort gab. Das Waldstück bestand hauptsächlich aus jungen Tannen, vereinzelt lagen ein paar Birkenstämme darin, und am Rand gab es wenige ganz junge Buchen. Der Boden war mit Moos bedeckt.

Ich entdeckte in diesem gut geschützten Wäldchen Lachsreizker, die in Massen beinahe bodendeckend unter den Weißtannen wuchsen. Man hätte eine Großfamilie damit ernähren können. In allen Altersstufen waren sie vertreten.


Foto: Der rechts unten ins Bild ragende Tannenzweig sowie die Stielgrübchen verraten, dass es sich hier um lupenreine Lachsreizker handelt, auch wenn sie im Buchenlaub stehen.

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Es gab ferner Fliegenpilze wie auch viele Steinpilze, von denen ich immerhin noch 10 Stück ernten konnte; ferner Amethysttäublinge und diverse andere Pilzarten. Aber die Lachsreizker waren in absoluter Überzahl. So beherrschend habe ich sie noch nie gefunden. Es war sicher nicht mein letzter Besuch dort.

Mit orangerot gefärbten Händen und Hosen, die bis zum Knie mit Schlamm bedeckt waren, sowie Schuhen, die vor lauter Dreck schon gar nicht mehr zu sehen waren, trat ich ganz glücklich meinen Heimweg an und konnte immer noch nicht fassen, was sich da in meinem Körbchen versammelt hatte.

Zu bemerken wäre noch, dass in der Nacht zum Freitag bereits der erste heftige Nachtfrost gewesen war.

Einen schönen Sonntag wünsche ich Dir und allen Pilzfreunden!

Herzliche Grüße an Dich und an alle, die diese wunderbare Seite lesen, von

Renate«

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Foto: Zwei von zehn Steinpilzen, die Renate in gutem bis sehr gutem Zustand mit nach Hause nahm. Viele überständige ließ sie stehen. Welch eine Entdeckung in einem offenbar überhaupt nicht besuchten Waldgebiet. Tolle Pilzgründe für zukünftige Pilzgänge!

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Sehr lesenswert!

Ein unplanmäßiger Pilzgang als Erlebnis und mit tollem Ergebnis


Foto: Und wieder ein sehr schöner Spätherbstfund für Thomas (und seine drei zufällig getroffenen Begleiter). Eingesammelt bei einem Pilzgang in der Nähe des Karlsruher Hardtwaldes, der eigentlich ganz anders geplant war. (4 Fotos © Thomas)

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Thomas schreibt am 21. November 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

eigentlich sollte es gestern nur eine ganz kurze, alljährliche Schnecklingskontrollrunde in meinen bekannten Fichten, Birken und Kiefernwälder im Hardtwald werden. Doch der Morgen sollte anders verlaufen.

Zuerst suchte ich einen Wald auf, der aus jungen Fichten, Birken und Hainbuchen besteht. Gleich zu Beginn konnte ich in dem Fichtenwäldchen eine Handvoll Schwarzpunktierte Schnecklinge (siehe nachstehendes Foto) in den Korb legen, in der Hoffnung, es würden noch weitere hinzu kommen.


Foto: Schwarzpunktierte Schnecklinge sind gerne lange Lulatsche - und sehr gute Speisepilze. Wie alle Schnecklinge sind sie Vertreter des späten bis sehr späten Herbstes, relativ frostresistent und so gut wie nie von Maden befallen oder von Schnecken angefressen. Das hat seinen Grund: sie verfügen über Inhalts- und Wirkstoffe, die für Fressfeinde stark ungenießbar bis stark giftig sind.

Dem pilzbegeisterten Chemiker Dr. Norbert Arnold vom Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie der Universität Halle/Saale war bei seinen Pilzwanderungen im Harz die durchgängige Unversehrtheit von Schnecklingen aufgefallen. Es gelang ihm, einen antibiotischen Wirkstoff aus dem Natternstieligen Schneckling zu isolieren und zu synthetisieren. Nach Patentierung und marktgerechter Aufbereitung wird das Mittel heute erfolgreich gegen die Kraut- und Knollenfäule u. a. bei Kartoffeln eingesetzt.

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Ein paar Violette, Rötliche sowie Zweifarbige Lacktrichterlinge, zwei Perlpilze, Rotfußröhrlinge, einen Flockenstieligen Hexenröhrling, zwei stämmige Maronen und zwei Hände voll Trompetenpfifferlinge sammelte ich noch, falls es bei diesen Schnecklingen bleiben sollte.

An einer mir bekannten Stelle fand ich noch ein paar Schwarzfaserige Ritterlinge, die allerdings schon alle sehr stark angefressen waren. Hier war ich ein paar Tage zu spät und so nahm ich nur zwei Stück mit, wovon einer den Transport im Korb nicht überlebt hat.

Dann hörte ich eine Kindermelodie auf einem Smartphone immer näher kommen. Und so traf ich auf eine Mutter (Tine, vielleicht Christine) mit ihrem Sohn (Tobi) und ihrem Vater. Nachdem wir uns kurz begrüßten, wollten sie unbedingt in meinen Korb sehen.

Sie waren total begeistert von den vielen Farben und Formen der unterschiedlichen Lacktrichterlinge, mit ihrem rötlich-braunen Köpfen und den violetten Stielen. Auch von den Trompetenpfifferlingen waren sie fasziniert. Sie meinten, dass sie noch nicht so viele Pilze kennen und erst anfangen würden, sie kennenzulernen. Bislang könnten sie nur Maronen sicher bestimmen.

Sie zeigte mir ihren Korb. Darin lag eine einzige, zudem noch durchweichte Marone. Ich wollte gerade darauf hinweisen, da warf sie sie, schwupp, auch schon aus dem Korb und meinte: »Ich habe mir schon gedacht, dass sie zu alt ist.«

Dann zeigte sie auf eine Gruppe Pantherpilze und fragte, ob das Perlpilze seien. Da ich zwei davon im Korb liegen hatte, konnte ich ihnen die Merkmale von beiden gut erklären. Als wir dann langsam weiterliefen, befragten sie mich zu allen Pilzen in meinem Korb und zu vielen, die im Wald standen. Dazu gehörten unter anderem Narzissengelbe Wulstlinge (nachstehendes Foto), ein Prachtexemplar der Grubenlorchel und viele weitere Sattelförmige Grubenlorcheln.


Foto: Narzissengelbe Wulstlinge gehören zu den giftigen Wulstlingsarten. Sie können nach den Hutformen und -farben auch für Gelbe Knollenblätterpilze gehalten werden, nach ihrer Knolle sind sie aber den Pantherpilzen sehr ähnlich. Ihre Gifte beschränken sich allerdings - im Gegensatz zu den sehr gefährlichen Knollenblätterpilzen - auf (teils erhebliche) Irritationen des Magen-Darm-Traktes.

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Und so entwickelte sich mein Kontrollgang mehr und mehr zu einer Exkursion. Ich ging dann einen anderen Weg als geplant, da ich für die Kiefernwälder ohnehin noch einen anderen Wald hätte anfahren müssen. So lief ich mit meinen drei Begleitern dann noch gut eineinhalb Stunden durch die Wälder.

Ich steuerte einige Stellen an, an denen auch sie noch viele Lacktrichterlinge, Rotfüße, Maronen, Perlpilze, Flockenstielige Hexenröhrlinge und viele, viele, viele Trompetenpfifferlinge einsammeln konnten. Einen Fleischroten Speisetäubling und zwei Blaugrüne Reiftäublinge, ein paar Flockis und Maronen wanderten auch bei mir noch in den Korb.

Als ich an zwei Pfefferröhrlingen gerade erklärte, dass diese gerne auf Dickröhrlinge hinweisen würden, entdeckte ich auch schon vier Steinpilze, die alle noch verwertbar waren. So war für jeden einer dabei. Die Pfefferröhrlinge kamen natürlich auch noch mit.



Foto: Grubenlorcheln galten lange als essbar. Ich habe sie als junger Mann mit 3, 4  Exemplaren verkostet und kann die Nachahmung nicht empfehlen. Die Folge war (trotz Wohlgeschmacks) eine stundenlange starke Magenverstimmung.

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Ich schaute hin und wieder auf mein Handy, da ich eigentlich nicht so viel Zeit eingeplant hatte. Aber nachdem jetzt auch ihr Korb schon recht gut gefüllt war, gingen wir gemeinsam zurück zu den Autos. Auf dem Weg fanden wir noch drei sozusagen ausgesetzte einsame Hexen, auf dem Kopf am Wegrand liegend, die wohl vom Finder nicht eindeutig bestimmt werden konnten. Auf dem Aufmacherfoto ganz oben sind es die Drei unter den Perlpilzen. Sie waren noch schön frisch, kamen also auch noch mit.

An den Autos bedankten sie sich vielmals, dass sie in so kurzer Zeit gleich so viele neue Pilze kennenlernen durften. Ich glaube, die Stellen mit den Trompetenpfifferlingen, werden sie noch einige Male aufsuchen.

Auch dem Kleinen hat es sichtlich Spaß gemacht. Falls sie auch den Pilzticker lesen, grüße ich meine drei Begleiter nochmals von hier aus und möchte ihnen gut gemeint noch dazu raten, immer ein gutes Pilzbuch mit Bestimmungsschlüssel mit in den Wald zu nehmen.

Dir und allen noch ein schönes Wochenende

Thomas«

Pilzfreund Frank S. schreibt am 23. November hierzu:

»Lieber Heinz-Wilhelm,

danke für den informativen, ausführlichen netten Beitrag von Thomas; insbesondere auch ein Dank an dich! 

Grüße, Frank«

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Noch zwei brauchbare Steinpilze für Ines im Landkreis Emmendingen


Foto rechts: Wir sehen einen von zwei noch küchentauglichen Steinpilzen, die Ines am 21. November im Landkreis Emmendingen gefunden hat. Nach einer Frostnacht mit minus 3 Grad. Alle anderen seien bereits deutlich hinüber gewesen. Für seinen »Dezember-Steinpilz« wünscht sie Heiko viel Glück!

(Foto © Ines)

21. November 2020

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Enz-Kreis: Da war der Frank aber überrascht...


Frank schreibt am 21. November 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

eigentlich hatte ich am heutigen Samstag keine Pilzsuche geplant. Nach einer frostigen Nacht machte ich mir keine allzu großen Hoffnungen. Auf meiner Radtour bin ich dann bei Neuenbürg im Enz-Kreis doch der Versuchung unterlegen und schaute nach.

In nur kurzer Zeit kam eine tolle Mischung zusammen: Flockenstielige Hexenröhrlinge, Maronen, wenige Amethystschuppige Pfifferlinge, ein Steinpilz, gefrorene Trompetenpfifferlinge, Semmelstoppelpilze, prächtige Ziegenlippen und Rotfußröhrlinge (Foto rechts).

Einige knackige Fichtenreizker, die mit einer dünnen Eisschicht überzogen waren (auf dem Foto nicht zu sehen), kamen noch hinzu. 

So wird es morgen nochmals in die Wälder im Nordschwarzwald gehen.

Schöne Grüße, Frank«

(Foto © Frank)

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Kronau: Schönste Flockis, treue Samtfußrüblinge


Foto: Zwei wunderschöne Hexenröhrlinge im Buchenlaub. Wie lange wird diese Pilzart, die uns schon die gesamte Saison über begleitet, noch durchhalten? (3 Fotos © Michael)

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Michael schreibt am 20. November 2020:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

heute mal ein kleiner, aber feiner Herbst-Wintermix. Flockis, Rote Semmelstoppelpilze, ein paar Austernseitlinge und Samtfußrüblinge. Letztere wuchsen, wie schon einige Jahre zuvor, erneut an einem am Boden liegenden Baumstamm, den ich für deine Seite schon öfter abgelichtet hatte. 

Viele Grüße Michael«

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Foto: Die Reihen auf Michaels Präsentiertüchern lichten sich allmählich. Heißt, es gibt weniger Pilze, die Saison geht in den Winter über, dessen zwei Pilzvertreter, nämlich Austernpilze und Samtfußrüblinge, wir hier schon sehen.

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Foto: Der Baum, der Michael schon seit einigen Jahren zuverlässig Winterrüblinge schenkt, zeigt sich auch in diesem Spätherbst wieder freigiebig.

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