Pilzticker BaWue 323:
Funde vom 22.07.2021



Pilzticker BaWue 323




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Thomas schwärmt: »Ein spektakuläres Pilzjahr«


Foto: Wir erleben einen Juli mit einer sehr starken Artenvielfalt, wie lange nicht mehr. Vor allem die Täublinge, deren eigentlicher Monat der August ist, zeigen sich bei dem warm-schwülen Wetter momentan mit vielen Arten. (9 Fotos © Thomas)

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Thomas schreibt am 22. Juli 2021:

"Hallo Heinz-Wilhelm,

nach über einem halben Jahr Home Office arbeite ich seit Montag wieder im Büro in Ettlingen, wo ich nach langer Zeit auch wieder meine Waldspaziergänge in der Mittagspause machen kann.

Auch hier ist, wie mir ein erster Überblick zeigte, die Artenvielfalt für Ende Juli recht groß.  Wie mein Gesamtfund vermuten lässt, war ich - mit Ausnahme der Wege und deren Randbereichen - fast ausschließlich auf neutralem bis eher saurem Boden unter Fichten und Weißtannen sowie Buche, Eiche und Kiefer unterwegs.

Wie die Speisepilze, so haben auch teils tödlich giftige Pilzarten bereits einen sehr starken Auftritt. So zeigen sich hier in den Laubwäldern z.B. die Grünen Knollenblätterpilze (Foto rechts) in sehr großen Mengen. Teilweise sogar in Truppen und Hexenringen mit zwanzig bis dreißig Exemplaren. Auch der Spitzgebuckelte Raukopf wächst derzeit in unglaublichen Massen auf saurem Boden unter Fichten in Begleitung von Birken.

Aber auch ungenießbare oder leicht giftige Arten wie der Gallenröhrling oder einfach nur schön anzusehende Tintenfischpilze* lassen sich sehr viele finden. Aufgefallen sind mir an mehreren Stellen die auch im Alter noch sehr beweglichen Elastischen Lorcheln. Wie auf dem Foto zu sehen ist, legt sich eine von ihnen ohne abzubrechen, gemütlich über einen kleinen Ast.


Foto: Spitzgebuckelte Rauköpfe zählen zu den tückischsten Giftpilzen, weil sie eine lange Latenzzeit haben. Ihr Gift, das Orellanin, macht sich mit Symptomen erst nach drei bis 14(!)  Tagen bemerkbar. Dann ist es fast immer zu spät: die Zellzersetzung der Organe, primär der Nieren, ist dann schon deutlich fortgeschritten. Wer das Gift überlebt, ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit lebenslang Dialyse-Patient. Mehr dazu hier.

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Foto: Eine Elastische Lorchel. Vom Verzehr aller Lorchelarten rät die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) inzwischen ab. Es wird vermutet, dass alle Arten Giftstoffe enthalten, die zum Teil noch nicht erforscht sind.

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Gesammelt habe ich in den Wäldern um Ettlingen viele schöne Perlpilze, einige Flockenstielige Hexen, einen Grüngefelderten und Grasgrünen Täubling, eine knackige Netzstielige Hexe und meinen ersten Fichtensteinpilz 2021.

Anschließend fuhr ich noch für eine kleine Runde in den Nordschwarzwald, um hier nochmal meinen ruinierten Pfifferlingswald zu inspizieren.

Nach langem Warten und Hoffen, dass sich die Wälder wieder etwas von den Forstarbeiten erholen mögen, durfte ich mit großer Freude feststellen, dass sich zu den Echten Pfifferlingen und Bereiften Pfifferlingen die im Korb landeten, nun auch die ersten Amethystschuppigen Pfifferlinge wieder zeigen, die in den letzten Jahren hier das Sagen hatten.


Foto: Bereifte Pfifferlingen haben oft freudig gelbe Leisten. Nicht nur ihr Hut, auch ihr Stiel ist weißlich überhaucht.

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Foto: Ein Fichtensteinpilz durfte in Thomas' Sammlung natürlich nicht fehlen.

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Foto: Die Perlpilze begleiten uns dieses Jahr seit Anfang Juni, und das in vielen Waldgebieten mit geradezu massenhaftem Aufkommen. Das schadet nicht, sind sie doch ausgezeichnete Speisepilze.

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So konnte ich heute schon mal vier junge Exemplare mitnehmen. Allerdings wachsen sie fast ausschließlich an neuen Stellen und nicht mehr an ihren angestammten Plätzen. Vielleicht aber auch unter dem ganzen Geäst. Deshalb muss ich jetzt nochmal ein, zwei Wochen geduldig sein, bis sie etwas gewachsen sind, um sie nicht selbst noch unter den Ästen und der Streu kaputt zu trampeln. Ich bin aber weiterhin zuversichtlich, dass ihnen nicht alle Partnerbäume genommen wurden.

Außerdem sammelte ich auch hier nochmal einige schöne Perlpilze, zwei Maronenröhrlinge, jeweils einen Kleinen Waldchampignon, Goldröhrling und Flaschenstäubling.

Ihnen hinzu gesellten sich noch ein paar wenige Stockschwämmchen, zwei Pfeffermilchlinge, Papageientäublinge, Honigtäublinge, Violette, Blaugrüne sowie Weinrote Reiftäublinge, ein Frauentäubling sowie das Pendant zum Violettstieligen Pfirsichtäubling, der Weißstielige Ockertäubling oder auch Weißstieliger Pfirsichtäubling genannt.

Hinzu kamen noch einige Dichtblättrige Schwärztäublinge die ich aufgrund ihrer knackig-festen Konsistenz gerne im Mischpilzgericht habe. Aber auch geschmacklich sind sie echt gut und sind durchaus mit Reiftäublingen vergleichbar. Vor allem, wenn sie mit besser schmeckenden Pilz- oder Täublingsarten gemischt werden. Allerdings besteht bei gleichzeitiger oder regelmäßiger Einnahme von Medikamenten die Empfehlung, auf alle Schwärztäublinge zu verzichten.


Foto: Dies sind die Dichtblättrigen Schwärztäublinge, zu denen Thomas interessante Details schreibt. Wer so viele Täublingsarten auseinanderhalten kann wie er, ist ein Pilzsammler im weit fortgeschrittenen Stadium!

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Und zum Abschluss noch ein sehr erfreuliches Foto vom Dottergelben Spateling, der hier mal wieder ein starkes Jahr haben könnte. Auf einer Fläche von gut zweieinhalb mal fünf Metern standen hunderte, gar tausende winzig kleine gelbe Spitzen (wie auf dem Foto links am Bildrand) in der Streu von Fichten und Weißtannen.

Ich wünsche Dir und allen Pilzfreunden, dass dieses bislang spektakuläre Pilzjahr, noch eine Weile so weiter geht.

Viele liebe Grüße, Thomas"

* Abgesehen davon, dass sie in unseren Wäldern nichts verloren haben, finde ich sie abstoßend. Ich erhalte sehr viele Fotos von ihnen und fast immer sind die Absender stolz darauf, etwas Besonderes gefunden zu haben. Dabei sind diese Pilze inzwischen häufig bis sehr häufig.

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Foto: Und zum guten Schluss noch die Dottergelben Spatelinge. Sie hatten 2017 ein starkes Jahr; uns erreichten etliche Fundmeldungen aus einigen Bundesländern. Pilzfreund Siggi hatte uns z. B. am 21. August 2017 mitgeteilt, dass er sie im Landkreis Amberg-Sulzbach nach 50(!) Jahren erstmals wieder gefunden habe.

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Merle auf Du und Du mit einem Fichtensteinpilz


Heiko schreibt am 22. Juli 2021:

"Lieber Heinz-Wilhelm,

ich bin heute Vormittag mit Merle in den Nördlichen Schwarzwald gefahren. 

Unsere dortigen Stammwälder bei Calw sind nach einer Woche ohne Regenfälle wieder ziemlich trocken. Ich rechnete eigentlich mit einem großen Schub an Speisepilzen - aber weit gefehlt. Es kam zwar in vier Stunden ein durchaus ansehnliches Körbchen mit Fichtensteinpilzen, Maronen, Flockis, ein paar Pfiffern sowie je einem Frauentäubling und einem Falschen Anhängselröhrling zusammen (Letzteren nahmen wir nur mit, weil er von einem vorherigen Sammler rausgerissen und liegen gelassen wurde), aber insgesamt  zeigte sich deutlich weniger Pilzvielfalt und -aufkommen als vor gut einer Woche.  

Das soll aber nur den Stand des Wachstums wiedergeben und überhaupt kein Klagen sein. Wir haben den Ausflug durch die schöne Natur bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen total genossen und freuen uns über die Ausbeute (1. Foto rechts).

Viele Grüße allen Pilzfreunden, Merle + Heiko"

Auf dem 2. Foto rechts scheinen sich ja Zwei gefunden zu haben. Ich bin mir sicher, der schöne Steinpilz hat sich geehrt gefühlt...

(3 Fotos © Heiko)

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Foto: Auch dieser stramme Fichtensteinpilz hat es natürlich in Heikos Korb geschafft.

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Renate wird von der Artenvielfalt im Schönbuch beinahe erschlagen


Foto: Dicker Bauch, dickes Bein oder dicker Fuß? Auf jeden Fall steht dieser Fichtensteinpilz fest im Leben - noch. (5 Fotos © Renate )

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Renate schreibt am 22. Juli 2021:

"Lieber Heinz-Wilhelm,

es ist zwar schon mitten in der Nacht, aber ich möchte doch möglichst zeitnah von meinem ganztägigen Pilzgang im Schönbuch berichten, den ich am Dienstag nternommen habe.

Nach etwa zweiwöchiger Pause habe ich meine gewohnten Plätze dort aufgesucht. Von der Artenvielfalt an Pilzen wurde ich fast erschlagen: Ein großer Blutegerling prangte unter einer alten Fichte, wenige Meter daneben lugte ein junger Fichtensteinpilz aus dem Moos, und sogar mein erster Fliegenpilz in diesem Jahr präsentierte sich - wenn auch leicht geknickt und ziemlich angefressen - im Mischwald. Unglaublich, ich war ziemlich geplättet*, aber sehr begeistert.

In meinem sehr geliebten Buchen-Eichenwald konnte ich die ersten Rotkappen sehen (Foto rechts) , die sich unter einem gefallenen Baumstamm versteckt hatten. In diesem Wald gab es auch Massen von Frauentäublingen, die aber nicht zu gebrauchen waren, weil die Schnecken sich daran gütlich getan und kaum etwas Brauchbares übrig gelassen hatten.

Ich habe Schiefknollige Anisegerlinge, Maronen, Goldröhrlinge und Pfefferröhrlinge gefunden. Und meine ersten Parasole haben mein Herz auch vor Freude hüpfen lassen. An meinen beiden kleinen Pfifferlingsplätzen konnte ich bereits die dritte Nachlese in mein Körbchen packen, schlussendlich kamen noch zwei prächtige Flockenstielige Hexenröhrlinge dazu.

Ganz glücklich bin ich nach acht Stunden im Schönbuch mit meinen Schätzen heimwärts gezogen.

Ich schicke Dir im Anhang wieder einige Fotos zur Auswahl, danke Dir vielmals für Deine Mühe und grüße Dich und alle Pilzler sehr herzlich!

Renate"

* Der Fliegenpilz erscheint allgemein ab Juli; 123pilzsuche.de terminiert seinen Beginn im Pilzjahr sogar auf das Frühjahr. Es ist nicht außergewöhnlich, wenn man ihn jetzt sieht, auch in kühleren Regionen nicht

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Foto: Ein stattlicher Blutegerling hatte es sich am Fuße einer Fichte gemütlich gemacht. Ein ausgezeichneter Speisepilz!

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Foto: Die ersten Parasole des Jahres warteten auch auf Renate.

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Foto: Während viele Frauentäublinge schon hinüber waren, machten diese zwei einen soliden Eindruck.

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