Pilzticker BaWue 377
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Foto: Der Fund dieser Sommersteinpilze gelang auf den letzten Drücker im strömenden Regen bei Emmendingen. Thomas und Andreas ernteten sie deshalb in aller Hast. Zu sehen ist hier nur Thomas' Anteil. (12 Fotos © Thomas)
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Thomas schreibt am 5. September 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
das vergangene Wochenende war nach gefühlt einer halben Ewigkeit endlich mal wieder ein überaus erfolgreiches.
Da sich meine Frau mit beiden Kindern und Oma gerade einen wohlverdienten kleinen Urlaub an der Ostsee gönnen, hatte ich für Samstag eine Hochschwarzwald-Tour mit unserem Freund Andreas aus Emmendingen geplant.
Unser erstes Ziel waren bei leichtem Nieselregen die kalkhaltigen Wälder bei Löffingen, die ich noch gut aus meiner Kindheit von unseren Urlauben in Bonndorf-Wittlekofen kenne. Auch in den zurückliegenden Jahren habe ich diese Wälder, in denen überwiegend Fichten wachsen, in denen es aber auch Mischwälder mit Rotbuchen, Eschen und alten Eichen gibt, hin und wieder zum Pilzesammeln aufgesucht. Da hier in den letzten Wochen auch so einiges an Regen heruntergekommen ist, rechnete ich uns zumindest für die Mischwälder gute Chancen auf ein paar Funde aus.
Ein hoch giftiger Seitling wird im Traum zum Engelsflügel
Nach unserem letzten kleinen internen Dialog über Ohrförmige Seitlinge wollte ich hier primär versuchen, diese Pilzart für den Pilzticker vor die Kamera zu bekommen, was mir nach langer Suche dann auch gelang. An einer dem Tode geweihten Fichte konnte ich eine kleine Gruppe der Ohrförmigen Seitlinge finden, die aber auch die Einzigen blieben.
Bis vor einigen Jahren war diese Pilzart hier noch Massenware, bis der Borkenkäfer die dortige Forstwirtschaft zur großflächigen Abholzung der Fichten zwang. Ich weiß, dass man bei Erzählungen aus der Kindheit oft zu Übertreibungen neigt, aber ich habe noch ein ganz klares Bild vor Augen, wo ich in einem riesigen Fichtenwald stehe und an gut neunzig Prozent der stehenden Fichten Fruchtkörper des Ohrförmigen Seitlings wuchsen.
Foto: Hat es der Förster etwa gewusst und deshalb die rote Markierung aufgesprüht? Die Ohrförmigen Seitlinge sind sehr giftig, sollen in Japan zu mehreren Todesfällen geführt haben.
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Da wir uns damals in diesem Wald auch einmal ordentlich verlaufen hatten und erst bei totaler Finsternis wieder am Auto ankamen, hatte ich als Kind sogar hin und wieder Albträume davon. In diesen stand ich einsam und alleine in einem stockdunklen und schier endlosen Fichtenwald mit riesengroßen Bäumen und habe laut nach Mama und Papa gerufen.
Dann plötzlich begannen an allen Bäumen die Seitlinge zu leuchten und wiesen mir den Weg aus dem Wald zum Auto, wo meine Eltern und mein Bruder immer wieder lautstark nach mir riefen. Soviel auch zu ihrem weiteren Namen Engelsflügel.
Überall Leichname von Sommersteinpilzen
Weiter im Mischwald traf uns dann der Schlag. Überall standen riesige alte, überständige Sommersteinpilze, die wir aber alle stehen ließen. Lediglich ein paar brauchbare Exemplare konnten wir noch mitnehmen. Den Abschluss machte dann noch ein wunderschön gewachsener Fichtenporling, beziehungsweise Rotrandiger Baumschwamm, der einfach nur schön anzuschauen war.
Übrigens: meine allerersten Speisemorcheln fand ich im Jahr 1990 mit meiner Familie im Osterurlaub nicht weit von dort im Naturschutzgebiet Wutachschlucht. Aber auch zur damaligen Zeit ließen wir die Pilze lieber stehen, da die Polizei damals an allen Wanderparkplätzen die Pilzsammler streng kontrollierte.
Hintergrund war, dass es damals einen enormen Andrang von Pilzfreunden aus der Schweiz gab. Allen Wanderrückkehrern schauten die Polizisten akribisch in Korb und Rucksack. Ich kann mich noch erinnern, dass im Sommer eine Familie aus der Schweiz ihr komplettes Auto ausräumen musste, nur wegen einer Handvoll Pfifferlinge, die sie im Kinderwagen versteckt hatten.
2 Fotos: Allein diese zwei Sommersteinpilze waren unter vielen überständigen die einzig brauchbaren.
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Foto: Der Rotrandige Baumschwamm alias Fichtenporling war zu schön für Thomas, um achtlos an ihm vorüberzugehen.
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Die Stunde der Folgezersetzer
Zurück zum Hier und Heute. Unsere nächste Station waren die sauren Fichtenwälder im Bereich Lenzkirch. Da wir aber schon in den ersten Wäldern nicht den großen Fund machen konnten und es hier in Summe noch etwas weniger Niederschlag gab, rechnete ich in diesen Wäldern weniger mit dem großen Coup. Und so war es dann auch.
Momentan sind hier nur die Folgezersetzer sehr stark am Kommen. Überall stehen junge, leuchtend gelbe Falsche Pfifferlinge und Gefleckte Rüblinge. Und was aus Entfernung zuerst so aussah wie junge Semmelstoppelpilze oder Goldröhrlinge, waren dann doch (nur) Safranrote Schüpplinge.
Ein sehr schöner Anblick war hier auch der eines Kiefernbraunporlings (Nadelholzbraunporlings) neben dem Weißen Zitterzahn, der sogar essbar wäre, wenn man auf Glibber steht.
Foto: Die kleinen goldgelben Knöpfchen haben es schon faustdick hinter den Ohren: es sind Falsche Pfifferlinge. In geringer Menge sind sie allerdings zum Verzehr unbedenklich.
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Foto: Dass Gefleckte Rüblinge ungenießbar sind, merkt man schnell: sie schmecken total bitter.
Foto: Ein weiterer Fall von Ungenießbarkeit sind die Safranroten Schüpplinge. Mit der Essbarkeit der Schüpplingsarten ist es ohnehin nicht weit her.
Foto: Zwei schmucke Pilze in Eintracht: wir sehen links einen Nadelholz- oder Kiefernbraunporling auf Du und Du mit einem Zitterzahn (auch Eispilz oder Weißer Zitterling genannt).
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Foto: Der Zitterzahn noch einmal in Großaufnahme. Links sind die durchsichtigen weißlichen Stacheln recht gut erkennbar.
Der Regen trieb sie mitten in die Sommersteinpilze
Eigentlich hatten wir noch vor, in die Wälder zwischen Sankt Blasien und Todtnau zu fahren. Da der Regen in dieser Richtung aber zunahm, entschieden wir uns für die Rückfahrt nach Emmendingen, um dort nochmal unser Glück zu versuchen. Bis wir aber ankamen, regnete es auch hier bereits in Strömen, so dass wir schon kurz nach dem Aussteigen aus dem Auto klatschnass waren.
Also ging es nur auf eine ganz kleine Runde in einen Laub-Mischwald. Und nach wenigen Minuten standen sie dann überall: viele, viele schöne Sommersteinpilze. Mittlerweile regnete es aber schon so heftig, dass wir eigentlich nur durchrannten, um so schnell wie möglich wieder ans Auto zu kommen.
Da sich Andreas bei dem Anblick der Sommersteinpilze dazu entschieden hat, die nächsten Tage nochmal dort hin zu fahren und wir uns für den folgenden Sonntag auf eine Glucken-Runde in der Südpfalz verabredet hatten, beendeten wir die Runde hier.
Weil ich ihn auch nur vor der Haustür rausgeschmissen habe, gibt es leider nur meinen Anteil und kein Foto von unserem gemeinsamen Gesamtfund, mit dem wir am Ende trotz des starken Regens, für den wir Pilzsammler ja sehr dankbar sind, mehr als nur zufrieden waren.
Viele liebe Grüße Thomas"
Blau = ungenießbar
Rot = giftig
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Foto: Die Hüte der Sommersteinpilze glänzten im starken Regen, so dass die Pilze gut erkennbar waren. Im Laufen sackten Thomas und Andreas sie ein.
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Foto: Diesen gefiel das Dasein zu zweit besser.
Daniel schreibt am 5. September 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
nach langem Warten und einem mageren Jahr 2021 sind die Steinpilze endlich wieder da in voller Pracht. Obwohl der Regen gering war und in den letzten Wochen kaum andere Pilze zu sehen waren im südlichen Schwarzwald, brach die Steinpilzflut über mich herein.
ich fand traumhaft schöne Exemplare in großen Gesellschaften; das Foto rechts, auf dem allein zehn Steinpilze zu sehen sind, sagt alles.
Sie zu ernten waren wirklich Momente des Glücks in diesen seltsamen Zeiten. Ich bin dankbar für diese schöne Leidenschaft: den Wald mit seinen Bewohnern, unsere geliebten Pilze und noch vieles mehr in unserer Heimat genießen zu dürfen. Schaut Euch die Bilder an und seht selbst. Vielen Dank an unseren Pilzticker!
Beste Grüße aus Radolfzell am Bodensee, Euer Daniel"
Homepage: www.labs-garten.de
(3 Fotos © Daniel)
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2 Fotos: Stolz und voller Freude zeigen Daniel und der kleine Nachwuchs-Pilzler den Steinpilz mit dem dicken Stiel. Nach langer Durststrecke sind sie endlich wieder da!
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Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
Ausgefallene Pilzgerichte wie Kaffee mit Reishi, Steinpilze im Kichererbsen- und Kartoffelpürree, Sammel- und Gesundheitstipps und vieles mehr: Hier geht's zum genussvollen Stöbern in Wohlrabs Pilzreich
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