Pilzticker Hessen 131:
Funde vom 15.09.2020 - 03.10.2020



Pilzticker Hessen 131




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Spessart im hessisch-bayerischen Grenzgebiet

Zwei schöne Krause Glucken, eine Täublings-Neuentdeckung und wieder einmal wenig Regen


Stefan schreibt am 3. Oktober 2020:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

gestern Nachmittag waren Dani und ich ein wenig unterwegs. Vorrangig wollte ich mir gerne einmal die Alzenauer Sande ansehen. Dort und auch in der Umgegend hatte es am 18. August 2019 ein kurzes, aber ungemein heftiges Unwetter mit einem sogenannten »Downburst« gegeben. Dabei waren ganze Wälder, vor allem die angrenzenden Kiefernwäder, einfach wie Mikadostäbchen gefallen beziehungsweise umgelegt worden.

Die Alzenauer Sande im hessisch-bayerischen Grenzbereich waren ein richtiges Pilzparadies. Leider war das relativ bekannt, weshalb ich kaum noch dorthin gefahren bin. Es gab dort am Rande des ehemaligen Waldes eine schöne großflächige Stelle mit Edelreizkern und ich hatte die Hoffnung, dass dieser Platz vielleicht besser weggekommen wäre als der Rest des Waldes. Leider war das nicht der Fall.

So sind wir anschließend noch in unseren Krause-Glucken-Wald übergesetzt, der unweit davon entfernt liegt. Zum Ende unserer Runde wurden wir zu unserer Freude auch wieder mit zwei schönen jungen Glucken beschenkt, die es einmal mehr zu Spätzle und einer Semerolle geben wird.

Ein wirkliches Highlight aber bildeten dort die Gelben Knollenblätterpilze, die zu Hunderten standen; der gesamte Wald war wie übersät mit ihnen. Auch recht häufig war der Orangerote Graustieltäubling*, den ich aber erst Zuhause als eben diesen bestimmen konnte.

In unseren Hauswald ist leider noch gar nichts los mit Pilzen und auch der angekündigte Regen fiel, wie häufig, deutlich geringer aus als vorausgesagt.

Es bleibt spannend, mit was uns der Pilzherbst im Main-Kinzig-Kreis unter diesen nicht ganz erhellenden Bedingungen noch überraschen wird.

Liebe Grüße, Stefan & Dani«

* Sie zählen geschmacklich mit zu den besten Täublingsarten

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Foto: Dieses Foto mit riesigen Kahlflächen erinnert fatal an Bilder mit gerodeten und gebrandschatzten Urwäldern in Amazonien. Was hier noch restliche Gerippe von Kiefern sind, sind in den heimgesuchten brasilianischen Wäldern Reste von Solitärpalmen. Man darf gespannt sein, wann und mit welchen Baumarten die Forstwirtschaft die Wiederaufforstung der Alzenauer Sande bewältigen wird. (3 Fotos © Stefan)

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Fini lernt im steilen Gebiet des Feldbergs begeistert die Pilze kennen


Cosmin schreib am 21. September 2020:

»Liebe Pilzticker Freunde, lieber Heinz-Wilhem,

wir verfolgen schon lange die Funde und teilen die Freude an der Pracht der Pilze. Eigentlich täglich lesen wir in dem tollen Portal Pilz-Ticker. 

Unser Sohn Fini (7, Foto rechts mit einem Steinpilz) wünscht sich, dass nun auch wir einmal von unseren Erfahrungen berichten. Er scheint unsere Leidenschaft geerbt zu haben, denn auch er begeistert sich für die Natur und uns macht es große Freude zu sehen, wie bewandert er in der Pikzkunde schon ist.

Meine Frau und ich gehen seit cirka 20 Jahren in die Pilze, seit 8 Jahren gemeinsam. Letztes Wochenende waren wir im Bereich des Feldbergs im Taunus unterwegs, querfeldein und ganz schön steil die Berge hoch. Trotz der Trockenheit haben wir Steinpilze, Maronen und zum ersten Mal auch Rotkappen gefunden. 

Hoch im Kurs bei meiner Frau stehen der in unserer Region gar nicht seltene Igelstachelbart und die Krause Glucke, die wir allerdings in diesem Jahr noch nicht gefunden haben.

Liebe Grüße Claudia, Cosmin und Fini«

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Foto: Sie sind Finis Begehr: schöne Steinpilze, hier in Nachbarschaft eines Fliegenpilzes, der gerne ihre Wachstumsgebiete anzeigt. (2 Fotos © Cosmin)

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Knackige Flockis auf selbstgemachten Allgäuer Käsespätzle nach Wochen der pilzleeren Wälder




Foto: Sieht das lecker aus! Nach Wochen trostloser pilzleerer Wälder im Main-Kinzig-Kreis hat Stefan endlich einmal wieder einige Flockenstielige Hexen gefunden - und sie gleich mit selbstgemachten Allgäuer Käsespätzle kombiniert. Allein schon optisch ein tolles Gericht! Dazu Stefan: »Geplant hatten wir noch einmal die Semerrolle mit Spätzle und Krauser Glucke. Weil es die aber im Wald nicht gab, kamen uns die Flockis als würdiger Ersatz gerade recht. ;-)«

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Stefan schreibt am 20. September 2020:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

den Main-Kinzig-Kreis ausgenommen, scheint das Pilzaufkommen in Deutschland die vergangenen 14 Tage förmlich explodiert zu sein. Ein toller Bericht, Rekord oder Exklusivfund jagte den nächsten - Wahnsinn!

So verwöhnt von Pilzen wurden wir leider nicht. Trotz 3 Stunden Waldgang in unserem »Krause-Glucken-Wunderland« konnten wir gestern nicht eine brauchbare Glucke für unser erhofftes Abendessen finden.

Wir sind momentan nahezu täglich und an den Wochenenden auch auf ausgedehnten Radtouren in den umliegenden Wäldern unterwegs. Wenn sich dann mal ein Pilz blicken lässt, was selten genug vorkommt, hat er mit Sicherheit einen Trockenschaden, ist bereits hinüber oder ist eine geradezu kümmerliche Miniaturausgabe.

Dennoch nutzen wir die Zeit und erkunden neue Gebiete und Wälder und sagen uns: irgendwann wird auch mal wieder Regen kommen.

Auf unserer heutigen 38km-Tour hatten wir dann doch ein wenig Finderglück und haben ein paar knackige Flockis gefunden (siehe z B. das Foto rechts).

Zum Abendessen heute waren selbstgemachte Allgäuer Käsespätzle geplant, dazu gab es dann auch gleich die leckeren Flockis.

Ich bin gespannt, was uns die kommenden Wochen noch bringen. Für Donnerstag wird uns ja - wieder einmal - Regen versprochen. Ich hoffe, er zieht nicht wieder sang- und klanglos an uns vorbei.

Ich wünsche allen Pilzfreunden noch einen großartigen Pilzherbst mit tollen Funden.

Gratulieren möchte ich wieder einmal Oliver vom Pilzticker BaWue, der offensichtlich immer wieder für eine neue großartige Überraschung gut ist. Das war nicht nur ein toller Fund mit den Königsröhrlingen, sie präsentierten sich auch noch in großartiger Anzahl und Schönheit - sagenhaft!

Ganz liebe Grüße, Stefan«

(2 Fotos © Stefan)

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Eberstadt: Nur die Krausen Glucken lassen sich von der Trockenheit nicht beeindrucken


Tobias schreibt am 18. September 2020:

»Einen schönen guten Tag Heinz-Wilhelm,

heute war ich mal wieder im Wald bei Eberstadt unterwegs und muss leider sagen, dass es viel zu trocken ist im Raum Darmstadt für die Pilze.

Dies gilt aber nicht für die Krausen Glucken, die ich fand. Sie beziehen ja ihre Nährstoffe, vor allem Zucker und Feuchtigkeit, aus dem Stamm oder den Wurzeln der Kiefern. So wie das von mir zwei Mal fotographierte Exemplar, das unter diesen Voraussetzungen gut wachsen konnte, wie man sieht.

Viele Grüße Tobi aus Eberstadt«

(2 Fotos © Tobias)

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Sehr lesenswert!

Zu viele Steinpilze, Rotkappen und Parasole: Da gab es keine Mitfahrgelegenheit für die Schopftintlinge mehr


Foto: Eine sehr schöne Impression mit einem thronenden Birkenpilz und einer Perspektive, die uns eine Vorstellung von der Waldlandschaft gibt. Vermutlich musste Peter auch des Öfteren zu seinen Funden kraxeln, was ja aber nichts Neues im Lahn-Dill-Kreis wäre. (3 Fotos © Peter)

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Peter schreibt am 15. September 2020:

»Lieber Heinz-Wilhelm,

heute war ich wieder mit dem Fahrrad an meiner neuen Pilzstelle nordwestlich von Wetzlar, wo ich bereits vor vier Tagen so großen Erfolg hatte. Obwohl ja das Wochenende dazwischen lag, hat sich der Ausflug sehr gelohnt.

Schon unterwegs sah ich vom Rad aus immer wieder junge Parasole aufblitzen. Ich beschloss, sie auf dem Rückweg mitzunehmen. Dazu kam es aber nicht, weil sowohl mein Rucksack als auch die Gepäcktasche sehr bald gut gefüllt waren mit jungen bis mittelgroßen Steinpilzen, einigen Rotkappen und Birkenpilzen sowie zwei Parasolkugeln.

Zu meiner Überraschung sah ich etliche riesige überständige Steinpilze, so richtige Methusalems. Wo hatte ich nur meine Augen vier Tage zuvor? Auf der Heimfahrt winkten mir immer wieder mal Familien von Schopftintlingen zu, für die ich aber leider keine Mitfahrgelegenheit mehr hatte. Nun können sie warten, bis sie schwarz werden. 

Auch im Lahn-Dill-Kreis darben und sterben die Wälder

Inzwischen sind die Pilze geputzt und geschnitten. Die größeren Steinpilze hatten leider schon recht viele Maden. Immerhin blieben uns fünf bis sechs Portionen für die kommenden Tage und die Truhe.


Foto: Die Rotkappe hat sich ein schattiges Plätzchen ausgesucht und lässt es sich gut gehen. Jedenfalls bis zu dem Moment, als Peter kam.

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Wettermäßig läuft es hier im Lahn-Dill-Kreis etwa so entmutigend, wie es Heike aus Thüringen für ihr Sammelgebiet beschrieben hat. Auch wir haben den ganzen Sommer hindurch kaum Niederschläge gehabt. Von einem Starkregen können wir nur träumen und die Pilze auch. Die Fichtenwälder sind großenteils vertrocknet und weg. Meine verschiedenen Pilzstellen, die früher immer recht ergiebig waren, rücken in diesem trockenen Sommer kaum etwas heraus.

In den letzten Sommern war es nicht viel besser, aber immerhin so, dass ich doch zwischendurch nach vielen vergeblichen Anläufen mal die Vorräte aufbessern konnte.

Bei meiner neuen Pilzstelle sieht alles ganz anders aus. Da wachsen die Pilze in den verschiedensten Arten, als hätte es keinen zu trockenen Sommer gegeben. Ich habe den Eindruck, als könne hier der Boden die Feuchtigkeit und Nässe besonders gut halten. Das Moos, das überall viel zu trocken ist, zeigt sich hier in frischem Grün. Die Wildschweine graben feuchte Erde um. 

Herzliche Grüße aus dem viel zu trockenen Wetzlar!

Peter«

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Foto: Für die Schopftintlinge gab es wegen der mit Pilzen bereits überfüllten Behältnisse keine Mitfahrgelegenheit mehr. Der in der Mitte ärgert sich schon schwarz.

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