Pilzticker Hessen 84:
Funde vom 24.06.2018 - 15.07.2018



Pilzticker Hessen 84




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Steinpilz-Pasta nach Antonio Carluccio

Auch Stefan sieht sich zur Überlebensstrategie mit konservierten Pilzen gezwungen




Foto: Ein Überlebensgericht nach Starkoch Antonio Carluccio† mit Steinpilzen aus dem vergangenen Jahr hilft Stefan ähnlich Heike vom Pilzticker Thüringen über die fast pilzfreie Zeit hinweg. (Foto © Stefan)

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Stefan schreibt am 15. Juli 2018:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

wir sind heute Morgen zu einem kleinen einstündigen Gang in unseren Freigerichter Wald aufgebrochen, um nach dem kleinen Regenguss am vergangenen Wochenende mal nach dem Rechten zu sehen. Es war weiterhin ernüchternd: nicht ein einziger Pilz.

Um dem entgegenzuwirken, gab es heute ein leckeres Mittagessen mit getrockneten Steinpilzen aus dem vergangenen Jahr.

Entlehnt war es einem Gericht des großartigen Antonio Carluccio†, Pilzliebhaber und Spitzenkoch. Da er leider genau an meinem Geburtstag letzten Jahres verstarb, möchte ich ihn hier erwähnen und ihm dieses Gericht widmen, da es auf seiner Grundlage basiert. Auch ist es schnell zu kochen - und schmeckt wirklich ausgezeichnet. Er schrieb dazu:

»Dies ist ein klassisches Rezept der italienischen Küche. Die Legende erzählt, dass in der römischen Antike die Kutscher der Frachtkarren, die Waren aus den Provincen nach Rom transportierten, die Zutaten für dieses Gericht als Proviant mitgenommen haben. Um ihren Hunger auf den langen Touren zu stillen, brauchten sie Nahrungsmittel, die sich schnell verarbeiten ließen, sättigten und doch gut schmeckten. Dieses Gericht ist schlicht, aber wirklich köstlich!«








Tipp

Hallo Pilzfreunde,

das fantastische Pilzkochbuch Pilze für Feinschmecker. 100 ganz besondere Pilzrezepte von Antonio Carluccio (siehe links) ist derzeit für vergleichsweise kleines Geld zu haben. Es wird oftmals für deutlich über 150 Euro gehandelt - und verkauft. Achtet darauf, dass Ihr die deutschsprachige Ausgabe bestellt.






Zutaten:

  • Zwiebel, gewürfelt
  • 20gr getrocknete Steinpilze
  • 400gr Nudeln (Spaghetti oder Tagliatelle)
  • 10 mittelgroße Tomaten
  • Gemüsefond
  • Sahne oder Schmand
  • Zitrone
  • Essig & Olivenöl
  • Mediterrane Kräuter (Oregano, Thymian)
  • Parmesankäse

Collage: Die Zutaten zu der Steinpiz-Pasta auf einen Blick. Die Zubereitungszeit beansprucht laut Stefan 30 Minuten. (Collage/4 Fotos © Stefan)

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Zubereitung:

Zuerst die Tomaten blanchieren, Nudelwasser aufsetzen und die getrockneten Steinpilze in Wasser einweichen.

Die Tomaten anschließend mit ein paar Zwiebelwürfelchen in einem heißen Topf anschwitzen und mit Gemüsefond aufgießen (geht auch mit Wein).

Während die aufgegossene Tomatensoße durch Kochen wieder einreduziert wird, die eingeweichten Steinpilze in einer Pfanne kurz scharf anbraten und die Nudeln abkochen.
Nun kommen gut 3/4 der Steinpilze und etwas Sahne oder Schmand in die Tomatensoße. Diese mit Kräutern, Salz & Pfeffer, Essig & Olivenöl und einem Schuss Zitronensaft abschmecken.

Jetzt nur noch anrichten, mit ein paar angebratenen Steinpilzen und Parmesankäse garnieren und genießen.

Bon Appetit ;-)

Im ursprünglichen Gericht wurden noch Thunfisch und Knoblauch verwendet, was ich durch Sahne und ein paar Zwiebelwürfelchen ersetzt habe.

Wie ich finde, harmonieren die frischen und leicht süßen Tomaten plus die Sahne wunderbar mit dem Geschmack der Steinpilze.

In diesem Sinne wünsche ich allen Pilzfreunden viel Erfolg in dieser fast pilzlosen Zeit beim Kochen oder Nachkochen von Gerichten mit konservierten Pilzen. Es ist keine schlechte Überlebensstrategie.

Liebe Grüße Stefan«

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Darmstadt-Eberstadt: Lustig anmutende Sommersteinpilze und tadellose Fichtensteinpilze


Foto: Ein Musterbeispiel für einen infolge der Sonneneinstrahlung felderig aufgesprungenen Sommersteinpilz ist dieses Prachtstück. Nur am Stiel wollte sich schon jemand Einlass verschaffen. (4 Fotos © Tobias)

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Tobias schreibt am 1. Juli 2018:

»Einen schönen guten Abend Heinz-Wilhelm,

ich war heute mal wieder in meinen Wäldern bei Darmstadt-Eberstadt unterwegs. Dabei war ich lediglich an zwei meiner Plätze erfolgreich.

Die Wälde sind sehr trocken; die meisten Sommersteinpilze haben aufgerissene Hüte, was recht lustig aussieht. Dank ihres hellen Grundtones sind diese Pilze nicht allzu schwer auszumachen, es ist eine angenehme Pilzlese.

Neben den Sommersteinpilzen fand ich auch zwei Fichtensteinpilze, zu meinem Erstaunen völlig madenfrei und in ausgezeichneter Qualität.

Jetzt benötigen wir endlich mal einen richtigen Gewitterschauer, dann kommen sie spätestens drei Tage darauf in Massen, wie ich es schon öfters hatte.

Wie immer wünsche ich allen Pilzsammlern guten Erfolg in ihren Wäldern!

Viele Grüße, Tobi aus Eberstadt«

Hallo Tobias,

nach langen, hartnäckigen Trockenperioden wie zurzeit benötigen Steinpilze zum Fruktifizieren 10 bis 12 Tage. Dies sind übereinstimmende Beobachtungen und Aufzeichnungen u. a. von Heike (Pilzticker Thüringen) und von Margit und Olli (Pilzticker Rheinland-Pfalz). Nur wenn der Waldboden zuvor schon feucht war oder ist, geht es schneller.

Herzliche Grüße Heinz-Wilhelm


Foto: Besser kann die Qualität von Steinpilzen kaum sein. Tobias staunte, dass die Maden dieses Prachtexemplar unbehelligt gelassen hatten.

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2 Fotos: Zu seinen Sommersteinpilzen - siehe links ein Exemplar - fand Tobias auch zwei Fichtensteinpilze, von denen einer auf dem rechten Bild zu sehen ist. Sie hatten 1A-Qualität.





Stefan glänzt mit einem Welterstfund: Der Mittelhessische Wüstensteinpilz


Collage: Wenigstens einen Mittelhessischen Wüstensteinpilz alias Sommersteinpilz (oben links) konnte Stefan am Ende seines Waldganges trösten. Neben vereinzelten Zinnoberroten Täublingen (oben und unten rechts) gab es nur so gut wie vertrocknete Knöpchen des Grünfelderigen Täublings (unten links).

(Collage/4 Fotos © Stefan)

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Stefan schreibt am 1. Juli 2018:

»Hallo Heinz-Wilhelm,

ich habe heute eine ausgedehnte Tour durch den Freigerichter Wald unternommen, um mir einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Es war ernüchternd.

An allen Stellen, wo im vergangenem Jahr bereits die Pfifferlinge quasi zum »Abernten« auf mich warteten, herrscht derzeit gähnende Leere. Nur ein vereinzelter Täubling lässt sich ab und zu finden. Es waren überwiegend Zinnoberrote Täublinge, die von mittlerem Speisewert sind.

An einer Stelle, wo sonst Grüngefelderte Täublinge wachsen, fand ich ebenfalls weiße, schon sehr trockene Knöpfchen vor, die wohl einmal Grüngefelderte werden wollten.

Selbst Flockis waren keine zu finden, die ja der Trockenheit für gewöhnlich die Stirne bieten.

Zu guter letzt, als wollte mir Mutter Natur zur Versöhnung doch noch eine kleine Freude machen, stolperte ich über einen jungen Sommersteinpilz, den ich liebevoll zum Mittelhessischen Wüstensteinpilz erklärte.

Es sieht derzeit nicht danach aus, als würde sich an diesem beklagenswerten Zustand etwas ändern, denn laut Wettervorschau ist für die nächsten 7 bis 10 Tage keinerlei Wetterwechsel in Sicht.

So wünsche ich all denen, die derzeit andernorts ihre Körbe halbwegs füllen können, viel Erfolg, während ich im Hintergrund neugieriger Mitleser bin.

Ganz liebe Grüße, Stefan«


In der Staubwüste Mittelhessen ist so gut wie nichts an brauchbaren Speisepilzen zu finden


Korrektur

Foto: Von wegen Flockenstielige Hexenröhrlinge mit Farbverirrung, wie ich zunächst vermutet hatte. Ich hielt den rechten unteren Pilz zunächst für den Stiel des darüber befindlichen, so dass der Eindruck eines Dickröhrlings entstand. Michael vom Pilzticker Baden-Württemberg hat mit seinem Einwand Recht: Dies sind - drei - Zinnobertäublinge. »Ich nehme gerne mal kleine Zinnobertäublinge mit und mische sie mit den anderen Täublingen. Ihr leicht holziger Geschmack peppt jedes Täublingsgericht auf«, so Michael. Vielen Dank für den Hinweis, Michael! (2 Fotos © Stefan)

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Stefan schreibt am 24. Juni 2018:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

bei uns in Mittelhessen dürfte es während der vergangenen sechs Wochen ein einziges Mal geregnet haben. Die Landschaft ist total vertrocknet.

So bin ich hier und da mal über ein Pilzchen gestolpert - nichts der Rede wert. Als ich vor gut zwei Wochen nach meinen Pfifferlingsstellen gesehen habe, herrschte nichts als gähnende Leere. Die Pilze waren entweder vertrocknet oder zerfressen.

Dennoch bin ich heute mit Fabiano raus. Wir sind in einen uns unbekannten Eichen-Buchen-Wald bei Büdingen gegangen.

Über den Weg gelaufen sind uns verschiedene Täublinge, die ich aber bis auf den Frauentäubling und den Grüngefelderten nicht eindeutig bestimmen kann. Eine Hand voll Pfifferlinge, ein paar Perlpilze (einer von ihnen auf dem Foto rechts), ein einsamer Flocki, Seitlinge und zu guter letzt ein wohl Dorniger Stachelbart (Erstfund) ließen sich finden.

Verwertbares war allerdings kaum dabei, alle Pilze waren entweder vertrocknet, verwurmt oder zerfressen.

Da ich aber alle Pilzticker regelmäßig aufmerksam verfolge, bin ich offensichtlich nicht  alleine mit dem Problem der Trockenheit, denn ich vermisse auch Meldungen von anderen bekannten Pilzfreunden, die in vorhergehenden Jahren um diese Zeit schon prima Sammelerfolge hatten.

Baden-Württemberg scheint aktuell noch am besten wegzukommen. ;-)

Liebe Grüße aus Hessen und allen Pilzfreunden viel Erfolg!

Stefan«

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