Pilzticker Niedersachsen 53:
Funde vom 29.09.2020 - 09.10.2020



Pilzticker Niedersachsen 53




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Essprobe nicht bestanden: Die Violetten Schleierlinge bleiben zukünftig im Moorwald


Foto: Die Birkenpilze, Kuhröhrlinge und Schopftintlinge mit Bratkaftoffeln schmeckten dann doch besser als die Violetten Schleierlinge. Nach einer nicht ganz nötigen Geschmacksprobe kommen sie Christine nicht mehr ins Haus. (3 Fotos © Christine)

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Christine schreibt am 9. Oktober 2020:

»Guten Tag Heinz-Wilhelm,

mein Gefährte und ich sind derzeit regelmäßig im unwegsamen Moorwald (Moorbirken, Kiefern, wenige Eichen, viel Moos, teilweise hohes Gras, kleinere Blaubeerflächen, größere Flächen mit hohem Farn) nordöstlich von Hannover unterwegs. Seit gut einer Woche gibt es hier Birkenpilze. Nicht sehr viele und wir müssen wirklich suchen, aber für ein Abendessen reicht es immer. Dazu gesellen sich kleine Kuhröhrlinge und ein paar noch geschlossene Schopftintlinge vom grasigen Wegesrand.

Erstaunt und erfreut waren wir über den Anblick durch und durch blauer Pilze. Zunächst habe ich einfach nur Fotos gemacht, um sie zu Hause in Ruhe zu bestimmen. Es ist der Violette Schleierling. Dieser ist essbar, soll aber muffig schmecken.

Das habe ich heute ausprobiert: ich habe drei frische Violette Schleierlinge separat in Butter gebraten. Leider verlieren die Pilze hierbei ihre faszinierend blauviolette Farbe und färben sich schwarz. Dazu entwickeln sie einen eigenartigen, nicht besonders anziehenden Geruch. Im Biss sind sind sie ganz ok, aber ihr Geschmack ist nicht wirklich überzeugend.

Wir werden den Violetten Schleierling also nicht in unseren Speiseplan aufnehmen, sondern uns einfach nur weiterhin über sein wunderhübsches Aussehen freuen.

Liebe Grüße aus Hannover von Christine«

Liebe Christine,

der Violette Schleierling, »soll« nicht nur muffig schmecken, er schmeckt muffig. Diese Angaben basieren auf der Erfahrung hunderter, eher tausender Mykologen und Pilzsachverständiger in ganz Europa. Während Hungers- und Kriegszeiten haben viele Menschen, auch Kinder, diese Pilzart widerwillig und unter Sträuben gegessen, weil es nichts anderes gab.

Trotzdem danke ich für Deine Ehrlichkeit. Vor einigen Jahren gab es auf dieser Seite mal eine Kanone, die angeblich Gallenröhrlinge probiert hatte und sie allen Ernstes als prima Speisepilze deklarieren wollte. Dem guten Mann musste ich schon ein wenig kräftig nachhelfen.

Viele liebe Grüße Heinz-Wilhelm

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2 Fotos: Eigentlich sieht man schon, wer hier besser schmeckt. Der Birkenpilz (links) erhält bei 123pilzsuche.de die Schulnote 2, die zwei Violetten Schleierlinge die Note 4. Ginge es nach mir, hätte ich ihnen eine glatte 5 gegeben.

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Hannover-Maschsee: »Das nächste Mal nehme ich sie mit«


Foto: Die typischen Merkmale der Fransigen Wulstlinge sind hier nicht offenkundig: fransig behangener Hutrand, rübenartig verdickte Stielbasis. Dennoch ist es zweifelsfrei die Art, die ausgezeichnet schmeckt. Die dunklen Flecken auf den Hüllresten sind Erdkrumen. (Foto © Dirk)

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Dirk schreibt am 7. Oktober 2020:

»Moin Heinz-Wilhelm,

ich wundere mich manchmal wirklich, welch' seltene Pilzgeschöpfe man völlig unerwartet findet.

Ich sammele, ähnlich Uwe, Pilze gerne in den Wäldern bei Berkhof. Dabei bin ich gerne mit dem Fahrrad unterwegs, weil man so auch einmal schnell größere Entfernungen zwischen den Lieblingsstellen überbrücken kann.

Vor allem Reizker kann man recht gut vom Fahrrad aus sammeln, da sie ja häufig auf den Grünstreifen entlang der Waldwege wachsen. Runter vom Rad, Reizker einsammeln, rauf
aufs Rad - das ist effektiv und hält fit !

Worauf ich aber eigentlich hinaus will: Vergangene Woche war ich mit dem Fahrrad in Hannover City unterwegs. Da ich aus Gewohnheit unbewusst auch immer die Pilze registriere, die ja mitunter auch inmitten der urbanen Zivilisation wachsen, hat mein Sonar in der Innenstadt von Hannover, genau gesagt am Maschsee, angeschlagen. Also runter vom Rad, Foto gemacht, Pilze jedoch nicht mitgenommen. Und zuhause nachgeschlagen.

Ich bin zu dem eindeutigen Ergebnis gekommen, dass es sich um Fransige Wulstlinge handelt, die sogar als vorzügliche Speisepilze eingestuft werden.

Fazit: Das nächste Mal nehme ich sie mit...

Viele Grüße an dich und alle Pilzsammenlnde,

Dirk aus Laatzen-Ingeln«

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Hannover: Schopftintlinge, versteckt in Nestern und geerntet ohne haltlose Warnungen


Foto: Jede Menge junger guter Schopftintlinge. Gut durchgebraten, fast kross, schmecken sie ausgezeichnet! (3 Fotos © Gisela)

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Gisela schreibt am 6. Oktober 2020:

»Hallo, Heinz-Wilhelm, hallo, liebe Pilzfreunde,

zunächst gratuliere ich Uwe und den anderen zu ihren Prachtfunden. Solche Superfunde habe ich nicht zu vermelden, doch brechen am Mittellandkanal die Schopftintlinge aus der Erde - oft an der Böschung, versteckt wie Eier in Nestern. Ich habe sie  in wenigen Minuten geerntet. Der Nieselregen war dabei angenehm, weil keine Passanten unterwegs waren, die mich vor den »giftig aussehenden Pilzen« warnten, wie das schon oft der Fall war.

Ansonsten habe ich in den letzten Wochen in der Eilenriede Lungenseitlinge gefunden, auf dem Brachgelände einen wohl von zahlreichen anderen Sammlern übersehenen Steinpilz und zwei Birkenpilze, in einem Park Rotfußröhrlinge mit tierischem Innenleben, Perlpilze, die ich nicht esse, und am Rande des Moores Birkenpilze und Kuhröhrlinge - alles keine erwähnenswerten Mengen.

Naturstreifzüge im Herbst machen mir aber auch ohne Pilzfund immer wieder Freude.

Viele Grüße aus Hannover von Gisela«

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Foto: Wie Eier in einem Nest: die »Spargelpilze«, wie sie auch gerne genannt werden, waren zum Teil gut versteckt im Gras.

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Foto: Ein wirklich schöner Schwung Lungenseitlinge, wie sie sich zur Küchenverwertung kaum besser anbieten könnten.

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Uwes Lieblinge wanderten einer nach dem anderen in den Korb: Edelreizker und Spangrüne Kiefernreizker


Foto: Das Lächeln, das Uwe wegen seines tollen Fundes, vor allem von Edelreizkern, schon während der Rückfahrt nicht verließ, steht ihm hier immer noch ins Gesicht geschrieben. So lernen wir ihn nun auch optisch von seiner besten Seite kennen. (3 Fotos © Uwe)

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Uwe schreibt am 3. Oktober 2020:

»Lieber Heinz-Wilhelm, liebe Pilzfreunde.

am heutigen Samstag habe ich eine ausgedehnte Pilzpirsch im Kiefernwald bei Berkhof gemacht. Und Agnes hatte Recht. Der weite Fußweg zu meinen drei vertrauten Reizkerstellen hat sich mehr als gelohnt.

Sah es mit Röhrlingen in dem ausgetrockneten Wald sehr schlecht aus, so wurde ich an allen drei Stellem mit meinen so geliebten Edelreizkern und Spangrünen Kiefernreizkern mehr als gut belohnt. Ich habe sogar noch reichlich zum Aussporen oder für andere Pilzsammler stehen lassen können.

Am reichsten wurde ich auf einem Weg von cirka 500 Metern Länge beschenkt, dessen Ränder stark von Gras gesäumt sind. Hier musste ich gehen wie eine Schnecke und schauen wie ein Adler. Meisterlich getarnt und versteckt im hohen Gras, waren die Burschen nur schwer zu finden. Hatte ich allerdings erst einmal einen entdeckt, standen in der Regel gleich mehrere drumherum.

Zudem konnte ich verschiedene Täublinge und Perlpilze in meinem Sammelkorb verstauen. Sogar zwei einsame Maronen ließen sich noch finden. Ich glaube, ich habe auf der Rückfahrt nach Hause das Lächeln aus meinem Gesicht gar nicht mehr rausbekommen... (-:

Jetzt hoffen wir aber mal, dass endlich ausgiebig Regen kommt, damit auch andere Pilzarten noch einmal einen Schub bekommen.

In diesem Sinne, liebe Grüße von Uwe aus Hannover«

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Foto: Der Korb wurde schwer und schwerer. Neben Reizkern füllte er sich vor allem mit Täublingen.

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Foto: War erst einmal ein Reizker entdeckt, so verriet er auch gleich eine ganze Gruppe, wie diesen Fünferpack. Er verspricht bequeme Ernte.

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Burgwedel: Ein Dankeschön an Uwe für das einfache, aber sehr leckere Reizkerrezept


Véronique schreibt am 29. September 2020:

»Lieber Heinz-Wilhelm,

amüsiert stelle ich fest, dass Uwe, dem ich nun auch ein Gesicht zuordnen kann, bereits von unserer Begegnung am Waldparkplatz berichtet hat. Als leidenschaftliche Pilzticker-Niedersachsen-Leserin war es mir ein Leichtes, ihn tatsächlich anhand seines Fundes zu identifizieren: Reizker und Täublinge, das ist keine gewöhnliche Wahl im durchschnittlichen Sammlerkörbchen!

Und so muss auch ich mich zu Wort melden, denn nur Uwe ist es zu verdanken, dass ich mich zum ersten Mal an Fichtenreizkern aus der Pfanne versucht habe. Das Rezept habe ich mir auf dem Parkplatz noch schnell nennen lassen. Besonders schön: den »perfekten« Fliegenpilz, den Uwe fotografierte, haben auch meine Eltern und ich fotografisch festgehalten (2. Foto rechts). Wirklich ein Vorzeige-Exemplar!

Unvorbereitet auf Anschauungsmaterial für den Pilzticker, habe ich keinen Korbfund zum Vorzeigen, aber eine kurze Aufzählung der Funde parat: Etwa 15 Pfifferlinge, 4 Birkenpilze, diverse Fichtenreizker, einige Maronen, Goldröhrlinge, Lärchenröhrlinge, Sandröhrlinge, ein Flockenstieliger Hexenröhrling und ein leider schon überständiger Riesensteinpilz (Foto rechts) landeten im Korb. Von letzterem leider nur der Stiel... Ein Foto der stolzen Sammlerin gegen alle Regeln des Pilztickers füge ich als Beweis bei.

Zum Schluss noch ein Dankeschön an Uwe: Die Reizker, scharf angebraten und nur ordentlich gesalzen und gepfeffert, schmeckten meinem Mann und mir ganz wunderbar! Wir versprechen, zukünftig moderat zu sammeln, damit für die anderen Sammler genug stehen bleibt.

Und an Heinz-Wilhelm für diese grandiose Website, die uns anzeigt, wann sich die lange Fahrt in Hannovers Region wirklich lohnt oder wir lieber CO2-neutral im Stadtgebiet spazieren gehen!

Liebe Grüße, Véronique«

(2 Fotos © Véronique/Privat)

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