Pilzticker Thueringen 35:
Funde vom 28.05.2017 - 23.06.2017



Pilzticker Thueringen 35




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Nördliches Eichsfeld: Die Schnecken rennen wie verrückt, machten aber einen Bogen um die unbekannten Röhrlinge


Heike schreibt am 23. Juni 2017:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

gestern wollte ich los. Doch das angekündigte Unwetter machte mir einen Strich durch die Rechnung.

In gut einer Stunde gab es 27mm Regen in Breitenworbis mit heftigen Windböen. In Leinefelde dagegen nur 13mm. Dazwischen liegen zehn Kilometer. Einiges ist kaputt gegangen, auch mein Gewächshaus hat es teilweise zerlegt.

So machte ich also heute eine kurze Stipvisite in den Wald. Ich bin etwas enttäuscht. Die Schnecken fressen schneller als man gucken kann. So haben sie die gesamten Pantherpilze, die am Montag noch ganz winzig waren, restlos verschwinden lassen. So, als ob da nie Pilze gestanden hätten.

Auch von den schönen Goldröhrlingen, die ich extra stehen gelassen hatte, war nichts und gar nichts mehr zu sehen. So blieben für mich vier Sommersteinis, leider schon etwas überständig, drei Schwarzblauende Röhrlinge, ein Hainbuchenröhrling und eine Handvoll Pfifferlinge. 

Das Foto zeigt mein Sammelergebnis von heute, bereits geputzt und gewürfelt, pfannenfertig.




Die zwei Unbekannten sind Pilzjuwelen


Nun komme ich zu zwei Unbekannten, zu sehen auf den zwei Fotos rechts. Obwohl ich mich mit Röhrlingen in unserer Region gut auskenne, geben sie mir Rätsel auf.

Ich nahm nur den Kleineren mit, der Große maß cirka 20 Zentimeter im Durchmesser, Höhe etwa gleich. Zunächst vermutete ich einen Sommersteinpilz, doch zu meinem Erstaunen waren die Röhrenmündungen quittegelb.

Der ganz große Pilz hatte im oberen Drittel des Stieles ein rötliches Netz. Beim kleinen alles gelb. Geruch: angenehm mild, ganz leicht pilzig. Geschmack: ganz mild, angenehm. Fleisch gelb im Stiel und Hut. Im Schnitt und bei Druck stark blauend. Röhren mega fein und eng stehend, aber schon beim kleinen Pilz fast 1 cm lang.

Es passt weder der Wurzelnde Bitterröhrling (er ging leicht aus dem Boden, hatte nicht den typischen Stiel, die Röhren waren zu lang, er war nicht bitter) noch der Schönfußröhrling (braucht sauren Boden, hat eine markant rötliche Stielbasis). Der Fahle Röhrling ist es mit Sicherheit auch nicht.

Dieses Jahr mache ich seltsame Entdeckungen...

Liebe Grüße Heike«

(3 Fotos © Heike)

Liebe Heike,

alle von Dir beschriebenen Merkmale treffen zu 100 Prozent auf den Silberröhrling zu, mit erheblichen Einschränkungen auf den Marmorierten Steinpilz sowie den Anhängselröhrling. Das sind mit größter Wahrscheinlichkeit Silberröhrlinge.

Viele Grüße Heinz-Wilhelm

Blau = ungenießbar

Rot = giftig

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Nur im Schatten räkeln sich die Pilze aus dem restfeuchten Waldboden


Foto: Mancher Pilzfreund, der zur Zeit durch verstrocknete Wälder streift, würde sich über solch einen Fund sicher freuen. Wir sehen Goldröhrlinge und eine Rotkappe, die sich unter Hainbuchen verirrt hatte, sowie Pfifferlinge.

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Heike schreibt am 20. Juni 2017:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

nach einer Woche gibt es von mir mal wieder eine Standmitteilung.

Meine Sommersteinpilzstelle ist trocken. Kein Wunder, denn die Sonne scheint da ab dem Mittag voll drauf. Alle drei Tage gab es lediglich einen Steinpilz. Sie standen folglich im vollen Schatten, wo der Boden noch etwas Restfeuchte hatte. Den Goldröhrlingen reicht schon geringe Feuchtigkeit, die ersten sind da.

Dank des neuen Weges, den ich, wie schon beschrieben, gezwungenermaßen nehmen muss, komme ich an einigen interessanten Stellen vorbei. So auch an einem größeren Platz, etwa 100 Quadratmeter groß, der von steinalten Hainbuchen gesäumt und beschattet und sehr dunkel ist.

Das hat zur Folge, dass der Boden dort sehr, sehr lange feucht ist. Es ist ein schwerer, fester, harter Boden, nahezu graslos. Diesen Platz gehe ich seit April ab. Gestern staunte ich nicht schlecht: Zuerst sah ich reichlich Pantherpilze, dann zwei Täublinge. Dann erblickte ich Pfifferlinge und zum Schluss gab es auch noch eine Rotkappe an einer jungen Hainbuche.

In einem anderen neuen Wald konnte ich auch zwei Steinpilzstellen ausmachen. Ich fand leider nur einige überständige und zwei bereits madige. Ansonsten gibt es dort schon mehrere Arten Täublinge, diverse Wulstlinge, darunter auch Perlpilze, Rotfußröhrlinge und Stinkmorcheln. Dieser Wald ist durch seine Lage etwas feuchter als meine andere Sommersteinpilzstelle.

Herzliche Grüße Heike«

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Foto: Man ahnt es, man sieht es: diese Pfifferlinge wachsen dort, wo der Waldboden noch feucht ist. (2 Fotos © Heike)

Nur zögerlich entwickeln sich im Nördlichen Eichsfeld einige Speisepilzarten


Foto: Zu den Speisepilzen, die jetzt vorsichtig in die Saison starten, zählen im Nördlichen Eichsfeld auch diese jungen Grauen Wulstlinge.


Heike schreibt am 12. Juni 2017:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

bei uns hier ist leider alles recht bescheiden. Wie immer fehlt der Regen. Ich hoffte, dass wir vergangenen Freitag und gestern noch etwas Regen bekämen, bevor es richtig trocken wird. Leider gab es nichts.

Am Wochenende konnte ich erste kleine Graue Wulstlinge entdecken sowie Nester von noch ganz kleinen Grubenlorcheln* deren Stiele gerade beginnen, grau zu werden. Erstmalig entdeckte ich einige Schwarzblauende Röhrlinge, zwei kleine Nester junger Blutegerlinge und einen Kurznetzigen Hexenröhrling. In einem anderen Wald konnte ich mir immerhin zwei fette Flockis (einer siehe Foto rechts) und einen Anischampignon für die Pfanne sichern. Das war's aber auch schon.

Im Steinpilzwald herrscht gähnende Leere, auch die Begleitpilze wie Netzstielige und Kurznetzige Hexen, Stinkmorcheln oder Stockschwämmchen fehlen gänzlich.
Eine einzige kleine Netzstielige Hexe stand im Steinpilzwald.

Herzliche Grüße Heike»

* Verzehr wegen häufiger Meldungen von Magen-Darm-Problemen nicht empfehlenswert

Blau = ungenießbar


Foto: Auch die Blutegerlinge, zu erkennen an der rosaroten Färbung im Querschnitt, kommen mit der anhaltenden Trockenheit einigermaßen zurecht. (3 Fotos © Heike)

Noch keine Pilze für Jörg rund um Stadtilm

Jörg schreibt am 5. Juni 2017:

»Leider musste ich feststellen, dass rund um Stadtilm (im angrenzenden Thüringer Wald) noch keine Pilze zu finden sind.«


Bis zu fünf Schnecken tafeln an einem Frauentäubling


2 Fotos: Die Frauentäublinge (links) wurden zum Schneckenfraß, warum sollte es der ungenießbaren Gemeinen Hundsrute (rechts) besser gehen? (2 Fotos © Heike)

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Heike schreibt am 2. Juni 2017:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

heute früh war ich mal schnell an meine Sommersteinpilzstelle. Da ist noch nichts zu sehen. Auch nichts von den Netzstieligen Hexen, die dort üblicherweise entlang des Weges wachsen.

Auf dem Rückweg konnte ich an zwei Stellen die ersten Frauentäublinge entdecken. Insgesamt um die 14-15 Stück. Aber alles komplett zusammengefressen vom Schneckengetier. Lediglich ein kleiner war noch verschont. Teilweise tafelten bis zu fünf Schnecken an einem Pilz.

Weiterhin sind die ersten Hundsruten sichtbar. Alle paar Tage kommen auch einige Stadtchampignons. Aber mehr als 5-6 Stück sind es noch nicht auf einem Schlag. Ich hoffe, es kommt noch ein wenig Regen, damit es bald richtig losgeht.

Dir und allen Pilzfreunden wünsche ich allerdings nicht ganz so verregnete Pfingsten.

Herzliche Grüße Heike«

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Nördliches Eichsfeld: Es knackt vor Trockenheit, was nur die Stadtchampignons überleben


2 Fotos: Stadtchampignons, wie wir sie auf den ersten zwei Bildern sehen, sind wohlschmeckende Pilze, die geschmacklich mit der Schulnote 2 bewertet werden. Sie schmecken nussartig.

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Heike schreibt am 28. Mai 2017:

»Hallo lieber Heinz-Wilhelm,

zurzeit ist tote Hose bei uns im Eichsfeld. Von allen zu erwartenden Pilzen wie Hexenröhrlingen, Pfifferlingen oder Steinpilzen ist weit und breit nichts zu sehen. Es knistert, knackt und kracht vor Trockenheit unter den Füßen. Und weiterhin ist kein Regen in Sicht.

Im Wald gab es lediglich einige Rehhbraune Dachpilze und quittengelbe schleimige büschelweise stehende Pilze an einer kleinen Stelle. Sie sind auf irgendeinem trockenem  Grünabfall gewachsen, den jemand dahin geschüttet hat. Ach ja, und Grünblättrige Schwefelköpfe sind ja auch immer dabei.



Am Treibweg der Pferde standen heute die ersten Stadtchampigons. Auf die Kuhweide kann ich nicht drauf, weil zurzeit genau dort, wo die schönen Boviste und Anischampis wachsen, eine gemischte Herde Rinder steht, die mir schon in freudiger Angriffslaune entgegenkommen, sobald ich aus dem Auto steige. Ich hoffe, dass sie sich bald einen weiter Platz weiter hinten auf der Weide suchen.

Herzliche Grüße Heike«

(3 Fotos © Heike)


Foto rechts: Heikes Unbekannte sind ungenießbare Goldmistpilze, typische Bewohner von organischem Abfall.

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