In Inneristrien, wo viele Familien von Weissen Trueffeln leben, ist die Gutmütigkeit des Trüffelsuchers Denio bekannt.
Freimütig erzählen die Menschen davon, wie fürsorglich er seine 20 Hunde behandelt. Er hat sie allesamt von seinem Vater übernommen, der diese und einige bereits verstorbene Tiere von der Straße aufgelesen hatte. Erst nachdem er ihr Vertrauen gewonnen hatte, begann er, sie in die Trüffelsuche einzuweisen.
Foto rechts: Ist zu seinen Hunden gut und gerecht - und sieht darin den Grund für seine erfolgreiche Trüffelsuche: Der istrische Trüffelsucher Denio.
„Im Gegensatz zu anderen Trüffelsuchern haben wir unsere Tiere nie geschlagen, niemals. Sie kennen nur Zuspruch und Belohnung. Klar, wenn mal einer hinter einem Hasen herrennt und eine Stunde lang weg bleibt, dann schimpfe ich hinterher schon mal mit ihm. Das reicht aber, da weiß der schon Bescheid.“
Der sanftmütige Umgang mit seinen Tieren ist in einem Land, in dem es unzählige verstoßene, halb wilde Straßenhunde gibt, nicht selbstverständlich. Denio weiß das, und um so liebevoller kümmert er sich um seine vierbeinige Rasselbande.
Denio nestelt sein Mobiltelefon aus seiner schilfgrünen Weste hevor und zeigt ein Foto von einem Hund. Zwei tiefbraune Augen blicken warmherzig aus braunschwarzem Kräuselhaar auf dem Display.
„Das ist Nero. Er war mein bislang bester Trüffelhund. Er ist 2010 im Alter von 14 Jahren gestorben. Das tut bis heute weh. Aber weniger wegen der Trueffeln, sondern weil er ein wunderbarer Gefährte war. Wir hatten unvergessliche Stunden und Erlebnisse.“
Foto links: Trüffelsucher Denio trägt bei 34 Grad im Schatten natürlich Wasser für die Hunde inklusive Trinknapf und eine Flasche für den eigenen Gebrauch mit sich. Dankbar trinkt die junge Mala das frische, kühle Quellwasser. Sie ist erst vier Jahre alt. Ihre um sechs Jahre älteren Gefährten lernen sie für die Trüffelsuche an.
Der Trüffelmann spricht nun ganz leise und man beginnt zu ahnen, wie empfindsam sein Gemüt ist und wie geschaffen für das Anlernen und Motivieren von Trüffelhunden.
Seine Begabung, mit den Hunden auf feinste Art zu kommunizieren, wird deutlich, wenn die Tiere während ihrer intensiven Suche nach Trüffeln doch immer wieder seine Nähe suchen: zu ihm laufen, an ihm hochspringen, ihn mit treuherzigem Blick um Streichelgaben anbetteln. Er gibt sie ihnen anstandslos. Und manchmal von einer seiner gefundenen Trueffeln noch ein köstliches Stückchen dazu.
"Ich liebe jede einzelne Trüffel, ich liebe jeden meiner Trüffelhunde", sagt Denio. "Ohne sie fände ich keine Trueffeln und hätte mit meiner Mama kein Auskommen." Die Mutter ist bereits 74 Jahre alt – und geht ebenfalls noch auf Trüffelsuche. Alleine, oftmals parallel zu ihm. Das heißt, auch sie nimmt jedes Mal zwei oder drei Hunde mit.
Foto rechts: In dem dichten, mitunter wilden Trüffelwald warten manchmal geradezu mystische Motive. Wie dieses Gespinst in Leiterform im Gegenlicht. Während Denio den Pfad entlangschreitet, ist Nera zwischen den Gespinststufen seitab gerade noch sichtbar. Eine faszinierende Vorstellung, dass in diesem Wald die Römer bereits vor 2000 Jahren Trüffeln suchten.
Nachts begleiten Denio bis zu sechs Tiere. Er trägt dann ein Grubenlicht an der Stirne und eine große Stablampe mit sich. Die nächtliche Suche sei am effektivsten: „Da duften die Trüffeln intensiver und es ist viel weniger los im Wald. Die Tiere werden nicht so abgelenkt. Die Stille lässt sie konzentrierter suchen und beflügelt sie. Man spürt deutlich, dass die Hunde lieber nachts mit mir rausgehen.“
Tagsüber seien sie nach spätestens drei Stunden erschöpft und er müsste die Suche mit ihnen beenden. Bei Nacht würden sie das doppelte Pensum bewältigen. Während Denio so spricht, lehnt er an einem Baumstamm; der Entlastung wegen.
Das kommt nicht von ungefähr, denn aus seinen Worten geht hervor, dass er in der Früh-, Spät- und Nachtschicht Trüffeln sucht. Wie strapaziös diese vollberufliche Tätigkeit ist, wird besonders deutlich an den Worten: „Ich schlafe während der Trüffelsaison nur drei, maximal vier Stunden am Tag.“
Foto: Überraschende Begegnung: Denio trifft einen Freund, der mit vier Hunden ebenfalls nach Weißen Trueffeln sucht. Die Zwei und ihre Tiere verstehen sich prima. Bei der harten Konkurrenz ist das nicht selbstverständlich.
Während der Saison müssen seine Mutter und er für das restliche Jahr vorsorgen. Die Saison der Weissen Trüffel (Tuber magnatum pico) dauert in der Regel von September bis Ende Dezember, die der schwarzen, nicht ganz so geruchs- und geschmacksintensiven Sommertrüffel (Tuber aestivum vitt) von September bis in den Februar. Heißt, Jahr für Jahr quält er sich sechs Monate lang mit einem deutlichen Schlafdefizit über die Runden.
Ob es da hilft, Trüffeln zu essen? Er schwört: „Während der Saison esse ich kaum etwas anderes. Eine walnussgrosse Trüffel genügt. Da ist alles drin, was der Körper an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen braucht. Und ich habe nie Hunger.“
Foto rechts: Und Denios Freund wird gleich einen tollen Fund machen...
Der Trüffelsucher Denio hat nun, nach etwa zwei Stunden intensiver Suche, bereits den Rückweg eingeschlagen, als entferntes Hundegebell immer näher kommt. Und dann steht auf einmal ein guter Bekannter vor ihm. Das ist so selbstverständlich nicht, denn: „Viele Trüffelsucher mag ich gar nicht. Aber dieser hier, das ist ein wirklich guter Freund. Ich freue mich jedesmal, wenn ich ihn treffe.“
Mit vier Hunden ist der willkommene Mann angerückt. Während sie sich unterhalten, erschnuppert einer der fremden Hunde eine Trueffel in beachtlicher Größe. Drei, vier Minuten, nachdem sich unsere Wege getrennt haben, ruft der junge Mann plötzlich ganz aufgeregt nach uns: „Kommt, kommt schnell her, seht euch das an.“
Foto: ... eine fantastische Dreier-Knolle prangt golden in 15 Zentimetern Tiefe in der freigelegten Erde. Die zwei Trüffelsucher können es kaum glauben: Solch ein "Trümmer" schon so früh in der Saison...
Als wir eintreffen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: Eine wahre Prachttrüffel, eine fette Dreierknolle, prangt da im Boden. Denio hilft mit seinem großen Trüffelspaten aus; ganz vorsichtig legt sein Kompagnon den exklusiven Fund endgültig frei.
„Das ist ein Hammer, so eine grosse Trüffel schon so früh im Jahr. Die hat mindestens 700, wenn nicht 800 Gramm. Mensch, du bist ein Glückskind.“ An diesem Tag stand der Verkaufspreis für ein Kilogramm Weisser Trueffeln bei der Trüffelkontor GmbH in Waldmünchen auf 4500 Euro!
Foto: Überglücklich hält der Finder seinen Schatz vor die Kamera. Trüffeln haben eine sehr feste Konsistenz und sind schwer - Denio schätzt das Gewicht des Prachtfundes auf etwa 800 Gramm, sein Freund kann sein Glück kaum fassen. Zu dieser Jahreszeit wird er den herrlichen Fund gewiss zu einem guten Preis in einem örtlichen Restaurant verkaufen können. Die Trüffelsucher Istriens verkaufen am liebsten direkt an vertraute Restaurants und nicht an die Börse. Dort werden die Preise von den italienischen Zwischenhändlern gerne gedrückt.
Die schwerste je gefundene Tuber magnatum pico entdeckte der istrische Bauer Giancarlo Zigante 1999 in der Nähe des etwa 25km entfernten Buje. Sie wog 1310 Gramm und steht im Guiness-Buch der Rekorde.
Aber auch Denio wird auf dem Restweg noch zwei Mal mit Trueffeln in beachtlicher Größe fündig. Am Ende dürfte sich sein Gesamtfund auf 300, 400 Gramm addiert haben. Stolz zeigt er seinen prächtigen Fund an seinem asbachuralten Renault 4 mit Revolverschaltung her.
Foto links: Ein Zigarettenpäuschen muss für Denio einfach sein. Die Arbeit im Trüffelwald kostet ihn hohe Konzentration, da sind fünf Minuten Ausspannen zwei, drei Mal während der Tour wichtig. Die anhänglichen Hunde weichen nicht von seiner Seite. Besonders die junge Mala sucht immer wieder Kontakt zu ihm.
Das also ist die Geschichte des gutmütigen und genügsamen Trüffelsammlers Denio und seiner prächtigen vierbeinigen Gefährten. Sie sind es, die seinen Lebensunterhalt suchen und finden. „Ohne sie wären Mutter und ich nichts“, sagt Denio.
Am Auto angekommen, streichelt er jeden Hund noch einmal gesondert. Er steckt jedem einzelnen sogar ein Stückchen frischer Trueffeln und Brötchen zu und bedankt sich, als spräche er zu Kindern: „Hast du fein gemacht, meine Gute. Danke, danke, bravo, bravo. Nun trinkt und ruht euch schön aus.“
Dann geht alles ganz schnell: Kofferraumklappe auf, noch einen Napf frischen Quellwassers für die Tiere – und auf geht’s nach Hause: „Die Hunde haben jetzt für 24 Stunden Ruhe. Auf mich wartet schon die nächtliche Tour. In einer Stunde bin ich mit fünf oder sechs Tieren und meiner Nachtausrüstung wieder im Wald.“
Foto: Zu guter letzt: Der neben dem Trüffelsucher, das ist Andrea, ein junger Deutsch-Kroate, der für passion-pilze-sammeln.com übersetzt hat. Er ist aber noch mehr als nur ein guter und geduldiger Übersetzer: Nämlich ein Trüffelsucher in spe. Er läuft zu gerne mit Denio durch die Wälder und möchte einmal in seine Fußstapfen treten und selbst Weiße Trueffeln suchen. Vielen Dank, viel Glück und allzeit guten Fund, ihr Zwei!
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