Pilzticker RP 107
Hier geht's zur
Übersicht aller bisherigen Pilzticker Rheinland-Pfalz
Foto: Das war noch einmal eine richtige Parade der Röhrlinge! Sie werden zwar weniger, doch es lohnt noch immer, ihnen nachzustellen. Bei diesem Pilzgang fand Michael das erste Mal überhaupt auch Frostschnecklinge (2. Foto). An jungen Kiefern, die sie benötigen, fehlt es in seinen Kronauer Pilzrevieren. Das 3. Foto zeigt die vier passionierten Pilz- und Naturfreunde bei ihrem ersten gemeinsamen Gang am 8. Oktober dieses Jahres. (7 Fotos © Michael); (1 Foto © Thomas H.)
Pilzticker RP 107
Michael vom Pilz-Ticker BaWue schreibt am 2. November 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
erneut starteten Thomas und Markus H. (meist Pilzticker BaWue) sowie Suri und ich eine gemeinsame Pilztour. Die beiden nahmen uns wieder mit in den Hunsrück in ihr Pilzrevier.
Schon bald war uns klar, dass es auch dort allmählich dem Pilzende entgegengeht. Trotzdem waren unsere Funde noch verhältnismäßig zahlreich. Fichtensteinpilze, Maronen, Herbstrotfüße, Birkenpilze, Trompetenpfifferlinge, allerschönste Flockis, für Thomas und Markus Safranschirmlinge und für mich die ersten selbst gefundenen Frostschnecklinge wanderten in unsere Körbe.
Nach stundenlangem Gang landeten wir schließlich wieder im Brauhaus und ließen es uns bei Schwarzbier und Haxen gut gehen. Und zum krönenden Abschluss kamen Suri und Thomas am Abend noch auf die Idee, eine Eisdiele aufzusuchen. Gesagt, getan. So gönnten wir uns alle noch einen ordentlichen Eisbecher.
Es war wieder eine ausgesprochen unterhaltsame, sehr schöne Tour unter Gleichgesinnten.
Viele Grüße von Thomas, Markus, Suri und Michael"
Foto: Es fehlte - wie schon beim ersten gemeinsamen Pilzgang der Vier - auch diesmal nicht an schönsten Flockenstieligen Hexenröhrlingen.
Foto: Sie sind mit ihren kräftigen, leuchtenden Farben immer wieder eine Attraktion, sei es, wie hier, im Fichtenhochwald oder Laubwald.
Pilzticker RP 107
Foto: Sie werden weniger, sind aber immer noch gut präsent: ein Fichtensteinpilz.
Foto: Ein Maronenröhrling mit hochgeklapptem Visier. Er scheint sich seinem Einkassierer mit wilder Entschlossenheit entgegenzustellen.
Foto: Und hier noch ein paar magere Winzlinge: die ersten Fichtenzapfenrüblinge sind auch schon da. Michael wird es sich nicht nehmen lassen, sie in seinen Heimatwäldern wieder geduldig zu lesen.
Pilzticker RP 107
Foto: Es ging Thomas diesmal hauptsächlich darum, Totentrompeten zu sammeln. Alles andere war quasi willkommener Beifang. (11 Fotos © Thomas)
Pilzticker RP 107
Thomas schreibt am 31. Oktober 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
gestern war ich für zwei Stunden in den Wäldern bei Rülzheim unterwegs, um meine im letzten Jahr entdeckte Stelle für Totentrompeten zu inspizieren. Zu meiner Freude konnte ich an gleicher Stelle erneut einige Exemplare einsammeln. Und zusätzlich konnte ich noch zwei weitere Plätze entdecken, an denen ich nochmals einige Totentrompeten, wie auch einige Graue Leistlinge finden konnte.
Hinzu kamen noch ein riesiger Riesenscheidenstreifling, jeweils zwei Papageientäublinge und Morgenrottäublinge, ein Brauner Ledertäubling, einige Frauentäublinge, in paar Semmelstoppelpilze, ein Hexenei der Stinkmorchel, drei Zitzenriesenschirmlinge, ein Gelber Haseltäubling, zwei Handvoll Elfenbeinschnecklinge und ein paar Erdmuschelinge.
Stehen bleiben durften Netzstielige Hexenröhrlinge, die hier und da gerade wieder einen ordentlichen Schub haben, Herkulesriesenkeulen und viele, leider schon zu alte Riesentrichterlinge.
Foto: Ein wahrer Klopper von einem Riesenscheidenstreifling. Die auffällige Riefung weist den Weg zur Bestimmung.
Foto: Zitzenriesenschirmlinge fallen mit ihrem markanten, brustwarzenähnlichen Buckel auf.
Foto: Elfenbeinschnecklinge fallen mit ihrem durchgängig erhabenen Weiß auf.
Foto: Die Netzstieligen Hexenröhrlinge erfreuen sich eines neuen kräftigen Schubes. Viele Pilzsammler nehmen sie nicht mit, obwohl sie ausgezeichnet schmecken.
Pilzticker RP 107
Foto: Herkulesriesenkeulen schmecken oft bitterlich. Sie zeigen Böden an, die auch Herbsttrompeten behagen.
Foto: Riesentrichterlinge werden nicht selten mit Mönchsköpfen verwechselt, die sich mit ihrem kleinen Buckel abgrenzen. Beide sind gute bis sehr gute Speisepilze.
Pilzticker RP 107
Foto: Einen schneidigen Kreisbogen schlagen hier die Riesentrichterlinge. Diese Fähigkeit haben sie mit den sehr ähnlichen Mönchsköpfen gemein. Das Bild vermittelt gut einen Eindruck, wie die großen Pilze in der Waldlandschaft wirken.
Pilzticker RP 107
Was den Wunsch von Jürgen und Beatrice nach einem Tipp angeht, wo man Totentrompeten finden kann, möchte ich vorweg sagen, dass schon viele erfahrene Pilzsammler, die im Spätherbst noch durch die Laub- beziehungsweise Buchenwälder ziehen, bestimmt schon mehrfach an Totentrompeten und Grauen Leistlingen vorbei gelaufen sind, ohne dass diese entdeckt wurden.
Hier verhält es sich ähnlich wie bei der Morchelsuche. Das Auge muss erstmal ein wenig darauf trainiert werden, diese Formen und Farben, umgeben von welkem Herbstlaub, als Pilz wahrzunehmen. Ein Zufallsfund ist hierbei oftmals der zündende Funke.
Einen konkreten Waldtyp zu benennen ist schier unmöglich, da ich beide Arten - sowohl Totentrompeten als auch Graue Leistlinge - schon in den verschiedensten Wäldern finden konnte, wobei der Graue Leistling dann doch etwas anspruchsvoller bei den Bodenverhältnissen ist als die Totentrompete.
Foto: Was aus der Nähe so einfach wirkt, ist beim Gang durch den Wald viel schwieriger: Totentrompten sind mit ihrem stumpfen Schwarzgrau besonders für Anfänger schwer erkennbar. Grundregel Nummer 1 für den, der sie erstmals finden will, ist ein äußerst langsamer, bedachtsamer Gang.
Pilzticker RP 107
Ein sehr wichtiger Aspekt ist aber der Kalk. Hier ist es eher nebensächlich, ob der Kalk vom Grundgestein, oder aus einer Schicht aus Löss oder kalkhaltigen Schwemm- oder Flugsand ausgeht.
Böden, auf denen Totentrompeten wachsen
Meine Totentrompeten im Nordschwarzwald wachsen alle auf Löss über Buntsandstein. Im Pfälzerwald sind meine Stellen auf Sand über Buntsandstein. Wiederum habe ich aber auch sehr gute Stellen auf Löss über Muschelkalk. Aber auch im sauren Tannen-Buchenwald über Buntsandstein konnte ich die Totentrompeten an kalksteingeschotterten Wegen schon finden.
Um eine vielleicht etwas präzisere Angabe zum Wald zu machen, könnte man auch grob sagen, dass der Waldmeister-Buchenwald und der Orchideen-Buchenwald zwei potentiell sehr geeignete Waldtypen sind.
Zudem sei gesagt, dass die Totentrompete schon eher schattigere Lagen bevorzugt. Bei der Auswahl des richtigen Waldes können uns aber auch noch einige weitere Pilzarten behilflich sein.
Foto: Hier wird deutlich, dass die beinahe farblosen Totentrompeten sich dem Aschgrau der Rinde von vergehenden Stämmen und Zweigen gut anpassen. Das macht ihr Auffinden nicht leichter.
Pilzticker RP 107
Pilzbegleiter der Totentrompeten
Pilzarten, die ich an fast all meinen Stellen immer wieder zur gleichen Zeit der Totentrompeten antreffe, sind unter anderem die Herkules-Riesenkeule, Bauchwehkoralle, Graue Koralle, Elfenbeinschnecklinge, Buchenschnecklinge, Schwarzfüßige Risspilze, Schmalblättrige Weißtäublinge, Dickblättrige Schwärztäublinge, Wohlriechende Gürtelfüße, Buchen-Klumpfüße und hier und da auch der Schwarzbraune Milchling, um nur einige Arten zu nennen.
Mönchsköpfe und Riesentrichterlinge sind Kalkanzeiger
Aber auch die auffälligen Mönchsköpfe und Riesentrichterlinge geben uns, wenn sie im Waldesinneren wachsen, zumindest den Hinweis, dass überall ausreichend Kalk im Boden vorhanden sein müsste.
Wobei es ja auch in der Pflanzenwelt noch so viele verschiedene Arten gibt, die uns Hinweise auf die Bodenverhältnisse geben. Das würde jetzt allerdings den Rahmen sprengen. Das Allerwichtigste bei der Suche nach Totentrompeten ist, wie auch bei den Morcheln: laaangsam gehen.
Viele liebe Grüße, Thomas"
Pilzticker RP 107
Foto: Nein, es sind keine Totentrompeten, sondern Graue Leistlinge, Pilz des Jahres 2012 der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Zu erkennen an den weit herablaufenden Leisten. Nicht selten wachsen sie in unmittelbarer Nachbarschaft der Totentrompeten und schmecken, wie jene, hervorragend.
Pilzticker RP 107
Foto: Es dauerte nicht lange, und Oliver hatte seinen Pilzkorb schon wieder voll. Lediglich ein (großer) Steinpilz trug dazu bei. (3 Fotos © Oliver)
Pilzticker RP 107
Oliver schreibt am 30. Oktober 2022:
"Servus Heinz Wilhelm, ich war heute nochmals ohne meine liebe Margit in den Pilzen. Ein Mischwald in der Nähe meines Heimatortes war mein Suchgebiet.
Dort fand ich sehr viele frische, knackige Frauentäublinge ohne Madenbefall, was sehr selten ist bei dieser Pilzart. Dazu noch unzählige Ziegenlippen und Rötelritterlinge. Schnell war mein Korb gut gefüllt.
Es gesellten sich dann noch ein schöner Steinpilz und einige Anisegerlinge hinzu. Zu meinem allegrößten Erstaunen entdeckte ich vor einer riesigen Eiche eine megagroße Krause Glucke. Ich schätzte ihre Länge auf mindestens 60 cm bei einer Breite von 45 Zentimetern. Und das in meinem Hauswald!
Zum Mitnehmen war sie mir einfach zu groß. Der Pilzkorb sah relativ klein aus dagegen. Zu meiner Freude entdeckte ich an einem alten, bemoosten Buchenbaumstumpf noch einige schöne Stockschwämmchen. Es war wieder ein schöner, gelungener Pilzgang!
Morgen wollen wir zusammen andere Teile des Waldes aufsuchen.
Noch alles Gute vom Pilzsuchteam Margit und Olli aus dem Nahe-Land"
Pilzticker RP 107
2 Fotos: Ein Phänomen ist die riesige Krause Glucke, nicht nur ihrer Größe wegen. Eine Kiefer, ihr fester Baumpartner, ist das im Hintergrund nicht, und es sind auch keinerlei Kiefernnadeln auf dem Boden zu sehen. Auch Pilzfreund Tobias vom Pilzticker Hessen hatte sich kürzlich gewundert, dass einige Krause Glucken in seinem Wald bei Darmstadt-Eberstadt am Fuße anderer Baumarten und nicht bei Kiefern wuchsen. Rechts eine schöne Schar von Stockschwämmchen, die Oliver natürlich willkommen waren.
Pilzticker RP 107
Foto: Schluss und Aus mit den Steinpilzen am Flughafen Hahn. Dafür sprießen auf einmal - wer hätte das gedacht? - die Rotkappen stark. (3 Fotos © Jürgen)
Pilzticker RP 107
Jürgen schreibt am 39. Oktober 2022:
"Lieber Heinz-Wilhelm,
wir waren mit unseren drei Hunden erneut am Flughafen Hahn, wo sie sich richtig austoben können.
Hier haben die Rotkappen noch einmal richtig zugelegt. Daneben gab es noch 3 Perlpilze, 4 Maronen, einen Birkenpilz und einen Grünen Speisetäubling. Zwei Safranschirmlinge waren trotz gefälligen Aussehens schon vermadet.
Den großen Perlpilz (Foto rechts) werde ich mal wie einen Parasolhut in Ei wenden und mit gewürzter Panade backen; das sollte eigentlich lecker werden. Der Rest der Pilze geht in den Dörrautomaten.
Eventuell geht es dann morgen wieder nach Morbach...
Allen noch einen angenehmen Sonntag und hier in RPL einen schönen Brückentag.
Liebe Grüße Beatrice & Jürgen"
Pilzticker RP 107
Foto: Was ist denn mit den Rotkappen los? Es geht in den November, da wachsen sie auf einmal wie kaum zuvor im Jahr.
Pilzticker RP 107
Foto: Das konnte sich sehen lassen: Beatrice und Jürgen fanden oberhalb Morbach doch mehr, als sie gehofft hatten. Einige knackige Steinpilze wie auf dem 2. Foto waren auch dabei. (3 Fotos © Jürgen)
Pilzticker RP 107
Jürgen schreibt am 28. Oktober 2022:
"Lieber Heinz-Wilhelm,
heute Morgen sind wir erneut in die Fichtenwälder oberhalb Morbachs gefahren.
Nachdem es zunächst so aussah, als würde es gar nichts Brauchbares mehr geben, war mein kleiner Korb in genau dem einen Mischwaldstück, den ich bevorzugt durchsuchen wollte, randvoll. Hier fand ich alle meine Steinpilze
Wie auf dem Foto mit dem Gesamtfund zu sehen, war das Ergebnis doch respektabel: eine Schüssel mit Maronen, eine mit Steinpilzen, fünf Perlpilze sowie ein Batzen Flockenstieliger Hexen, die bis auf drei sämtlich Beatrice gefunden hatte.
Ein Teil der Maronen und Steinpilze geht an eine Nachbarin; Flockis und Perlpilze kennt und möchte sie nicht. Der Rest wird geputzt und getrocknet.
Ich weiß noch nicht genau, was ich davon halten soll: momentan ist der Waldboden mal wieder zu trocken, trotzdem drücken die Pilze immer noch ein wenig nach. Ab Mitte kommender Woche sind Niederschläge angekündigt. Allerdings soll es tags und nachts auch knapp 10 Grad kühler werden. Von Frost ist noch keine Rede bei den Wetterfröschen.
Da ich ab Mittwoch wieder arbeiten muss, entscheiden wir dann kurzfristig, ob wir noch einmal gehen oder nicht. Erfreulich ist auf jeden Fall, dass unsere Vorräte bereits jetzt sehr üppig sind.
Allen Lesern weiterhin viel Sammelglück und eine schöne Zeit.
Liebe Grüße Beatrice & Jürgen"
Pilzticker RP 107
Foto: Auch an qualitativ guten Maronenröhrlnigen fehlte es nicht.
Margit und Oliver schreiben am 27. Oktober 2022:
"Servus Heinz Wilhelm,
noch einmal besuchten wir unseren Heimatwald, in der Hoffnung, einen erneuten Fund von leckeren Pilzspezialitäten zu machen. Alles ohne weite Anfahrt, wie so oft mit dem Auto zu haben.
Noch nicht im ersten Waldabschnitt angekommen, sah Margit schon aus der Ferne ein Auto in genau den Waldweg abbiegen, wo wir zuerst Pilze suchen wollten. Es waren tatsächlich Pilzsucher, die über den Feldweg von Niedermoschel diesen Wald anfuhren. Vielleicht waren es die zwei Pilzsammler aus Obermoschel, die schon in der Vergangenheit hier im Pilzticker von ihren Funden berichteten.
Die Steinpilzsuche wird zur Besessenheit
Da es sich bei uns Pilzsuchern ja nur um eine kleine übersichtliche Schar handelt, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass es sich sogar um diese beiden Pilzsucher handelte. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, deshalb schritten wir weiter bergauf, zum nächsten Pilzerwartungsgebiet.
Es war ein Laubmischwald, in dem Rotbuchen vorherrschten. Wir fanden leider keinen einzigen Steinpilz, wohl aber einige Lila Rötelritterlinge und Ziegenlippen. Später kamen noch Frauentäublinge und Perlpilze hinzu, jedoch immer noch kein Steinpilz.
Wie besessen suchten wir - bei schönstem Wetter - weitläufige Buchenbestände nach Steinpilzen ab. Scheinbar versteckten sie sich unter der hohen Laubschicht, die einen dicken, weichen Teppich bildete. Eine Wohltat für die Fußsohlen! Kein Wunder bei den Kilometern, die eifrige Pilzsucher so zurücklegen. Da ich möglichst immer erst Feierabend mache, wenn der Korb voll ist, standen wir unter Druck.
Es wimmelt von Haifischen im Heimatwald
Momentan wimmelt es in unseren Wäldern nur so von Nebelkappen. Kein Pilz, den ich kenne, bleibt so lange stehen und haltbar wie diese Art. Für mich sind es die Haifische des Waldes, wegen ihrer glatten, grauen Hutoberfläche. Sie haben zwar schöne dicke Stiele, den dickfüßigen Röhrlingen manchmal nicht unähnlich, aber ich habe noch nie eine Nebelkappe probiert, obwohl sie angenehm riechen.
Ihre Giftigkeit schreckt mich ab, solche Pilze etwas näher unter die Lupe zu nehmen und einzupacken. Ich will ja noch möglichst lange in die Pilze gehen.
An diesem Tag war es wie so oft: erst auf den letzten hundert Metern im Laubmischwald fand ich einen strammen, wohlgenährten Fichtensteinpilz. Der Pilzgang war gerettet! Margit machte auf dieser Tour wieder einige schöne Fotos für den Pilzticker.
Die Frauentäublinge lösen die Steinpilze ab
Ein Tag später fuhren wir nochmals in den Vorderen Hunsrück, in der Hoffnung einige Röhrlinge zu finden. Dort entdeckte jeder von uns nochmals je einen Steinpilz und mehrere knackige Eichenrotkappen sowie unser erstes diesjähriges Nest von herrlichen Semmelstoppelpilzen.
2 Fotos: Erhofft und gern gesehen bei Oliver und Margit waren die ersten Semmelstoppelpilze (links). Die Stockschwämmchen (rechts) haben es ihnen aber genauso angetan.
Pilzticker RP 107
Die Frauentäublinge lösen im Hunsrück gerade die Steinpilze ab, denn diese wachsen zur Zeit wie verrückt. Mit ihrem Wohlgeschmack sind sie ein würdiger Ausgleich für die Steinpilze. Leider wissen das auch die unzähligen kleinen Nacktschnecken.
Hier im Laubwald wachsen auch oft Gemeine Erdritterlinge, die wie die Nebelkappen auch nichts für den Pilzkorb sind. Margit fand auch wieder ein schönes Büschel Stockschwämmchen. So war auch dieser Pilzgang wieder erfolgreich für uns.
Das Pilzpulver wird mit Salz und Liebstöckl vermischt
Den gesamten Fund trockneten wir zunächst in unseren zwei Dörrautomaten, um die raschelnden duftenden Stückchen anschließend in unserer elektrischen Kaffeemühle zu Pilzpulver zu vermahlen. Das Pulver mische ich mit Salz und pulverisiertem Liebstöckel, um es in einem Schraubglas aufzubewahren. So bleibt es haltbar - und schmeckt sehr gut.
Das nächste Mal werden wir die Rheinhöhen besuchen, das bedeutet für uns wieder einige Kilometer Fußmarsch bis zum Reich der Maronenröhrlinge, Fichtenreizker und Lila Rötelritterlinge. Von Steinpilzen bleibt vorerst nur zu träumen, denn die Hauptschwemme ist definitiv vorbei. Wobei wir nicht vergessen sollten, dass sie wirklich lange anhielt.
Bisher haben wir - außer Pfifferlingen - schon sämtliche Arten gefunden, die für uns lohnens- und begehrenswert sind. Da fällt mir im Moment ein: die Fichtenreizker fehlen ja auch noch in unserer Jahreskollektion.
Das war es wieder einmal vom Pilzsuchteam Margit und Olli vom Nahe-Land"
(5 Fotos © Margit)
Pilzticker RP 107
2 Fotos: Diese zwei Pilzarten haben nicht nur gemeinsam, dass sie giftig sind, sondern beide galten noch vor einigen Jahren als passable Speisepilze: die Nebelkappe (Nebelgrauer Trichterling, links) und der Gemeine Erdritterling (rechts). Dank der verfeinerten Labormöglichkeiten können heute giftige Inhaltsstoffe von Pilzen besser nachgewiesen werden.
Pilzticker RP 107
Foto: Die berauschenden Tage sind vorbei, man kann die gefundenen Pilze schon zählen: der jüngste Fund von Jürgen und Beatrice am Flughafen Hahn. (Foto © Jürgen)
Pilzticker RP 107
Jürgen schreibt am 25. Oktober 2022:
"Lieber Heinz-Wilhelm,
heute Vormittag sind wir erneut in die Wälder am Flughafen Hahn gefahren. Der Fund war relativ übersichtlich: vier Perlpilze, sechs Rotkappen, 15 Maronen sowie je eine Ziegenlippe und ein Rotfußröhrling. An Steinpilzen standen nur noch drei überständige. Auffällig war der beachtliche Nachschub an kleinen Fliegenpilzen und Gelben Knollenblätterpilzen.
Die Perlpilze gibt es heute Abend zu Spaghetti und Schweinesteaks, wahrscheinlich in einer Sahnesoße. Der Rest wird getrocknet.
Donnerstag wollen wir dann wieder nach Morbach, wo wir uns Maronen, Perlpilze und den ein oder anderen Flocki erhoffen.
Schön wäre es, wenn wir einen kleinen Tipp erhalten könnten, wo man Herbsttrompeten finden kann.
Allen weiterhin viel Erfolg bei der Suche und Dir, Heinz-Wilhelm, Dank für die Mühe, die Du Dir mit Deiner Seite machst.
Liebe Grüße Beatrice & Jürgen"
Pilzticker RP 107
Foto: Noch einmal einen richtigen Schwung an Südlichen Ackerlingen (Pioppinos) konnte Thomas zu seiner Freude ernten. Sie stehen bei ihm bekanntlich ganz hoch im Kurs. Sie sind hier in der Mitte zu sehen. Die roten Leuchtkörper sind Harte Zinnobertäublinge, Pilze für das Mischgericht, die auch beim Garen knackig hart bleiben. (10 Fotos © Thomas)
Pilzticker RP 107
Thomas schreibt am 24. Oktober 2022:
"Hallo Heinz-Wilhelm,
da ich am Samstag mit meinen Arbeiten auf dem Campingplatz dann doch nicht so weit gekommen bin, wie ich es eigentlich wollte, waren wir gestern, am Sonntag, nochmal in Rülzheim.
Diesmal ging es erst nach getaner Arbeit in die Pilze, zunächst auf direktem Weg zu meiner Pioppino-Pappel, da sich hier am Samstag schon eine reiche Ernte der Südlichen Ackerlinge angekündigt hatte.
Und es hat sich mal wieder richtig gelohnt. Eine ganze Menge schönster Pioppinos wanderten in mein Körbchen, wobei wir noch viele junge Exemplare zurückließen.
Anschließend ging es noch für einen kleinen Spaziergang in die angrenzenden Wälder. Hier sammelten wir noch einige Harte Zinnobertäublinge, vier Blaugrüne Reiftäublinge, zwei Rotstielige Ledertäublinge und viele große, aber absolut madenfreie Frauentäublinge. Hinzu kamen noch zwei Edelreizker, ein Großer Waldchampignon und eine Krause Glucke.
Stehen bleiben durften hingegen Riesenscheidenstreiflinge und auch viele, viele Honiggelbe Hallimasche. Da ich mich in meiner Kindheit einfach zu oft am Hallimasch satt gesehen und auch satt gegessen habe, sammle ich diese Pilzart nur noch alle paar Jahre, wenn ich mal wieder richtig Lust auf ihn habe.
Mein Korb war aber schon mit Südlichen Ackerlingen mehr als nur gut gefüllt, so dass ich auch diesmal wieder gut auf den Hallimasch verzichten konnte.
Allen Pilzfreunden wünsche ich weiterhin eine tolle Herbstsaison.
Viele liebe Grüße, Thomas"
Pilzticker RP 107
Foto: Die Frauentäublinge wie dieser waren zwar schon ausgewachsen, jedoch in wünschenswerter Verfassung.
Pilzticker RP 107
Foto: Eine schöne Krause Glucke, die sich natürlich unversehens im Korb wiederfand.
Foto: Unverkennbar ein Riesenscheidenstreifling mit imposanter Natterung, fast wie bei einem Parasolpilz. Der Stiel kann bis zu 25 Zentimeter lang werden, die oft markant großen Flocken halten sich lange auf dem Hut. Ein prima Speisepilz.
Pilzticker RP 107
Foto: Nicht wenige Pilzsammler sind ganz versessen auf Hallimasche, von denen wir hier die gelbe Variante, den Honiggelben Hallimasch, sehen.
Pilzticker RP 107
Foto: Freunde des Hallimasch könnten in Thomas' Rülzheimer Revier fette Beute machen, denn die Honiggelben wachsen dort gerade massenhaft.
Pilzticker RP 107
Oliver schreibt am 23. Oktober 2022:
"Servus Heinz Wilhelm,
da es die letzten Tage oft regnete, machte ich mich direkt in meinem Heimatwald in Hallgarten auf die Suche nach Pilzen. Bei uns hat es im Verhältnis zum Hunsrück deutlich weniger geregnet.
Steinpilze lassen sich nur selten finden, dafür aber andere Arten. Zunächst besuchte ich ein kleines Vorwäldchen, dominiert von Buchen und Eichen. Nach etwa zehn Minuten entdeckte ich einige Ziegenlippen und zu meinem Erstaunen meinen ersten Steinpilz in dieser Gegend, und zwar einen wirklich prächtigen.
Foto: Ergebnis eines tollen Pilzganges für Oliver. Wenn erfahrene Pilzsammler nach langer Zeit einmal wieder in ihren Heimatwald zurückkehren, ist das fast immer ein besonderes Erlebnis. Erst recht, wenn man, wie Olli, gleich drei Pilzarten - Steinpilze, Lila Rötelritterlinge und die Krause Glucke - erstmalig in diesem Wald entdeckt. Das 2. Foto zeigt einen Korb mit zerbrechlicheren Lamellenpilzen, vor allem Violetten Rötelritterlingen. (4 Fotos © Oliver)
Pilzticker RP 107
Ich konnte schon oft beobachten, dass die Pilze um meinen Ort herum etwas später kommen als im Umland, was der Steinpilz bestätigte. Nach einiger Zeit entdeckte ich noch vier weitere Steinpilze. Margit war in der Stadt einkaufen, deshalb schickte ich ihr einige Fotos mit den Steinpilzen zu, die sie sehr verwunderten.
Meine Suche ging weiter und es kamen auch noch einige Lila Rötelritterlinge hinzu, die ich dort ebenfalls erstmals fand. Ich fand sie bisher nur auf den Rheinhöhen oder im Soonwald. Dank des milden Klimas und des feuchten Waldbodens sprießen die herrlichen Anisegerlinge wie verrückt, eine Art, die ich gerne im Dörrautomat trockne.
In einem Nadelwald entdeckte ich noch eine Krause Glucke, ebenfalls ein Erstlingsfund in diesem Wald. In einem flachen, von Rotbuchen dominierten Waldabschnitt mit vielen gefällten alten Baumstämmen fand ich einige Büschel Stockschwämmchen, welche grundsätzlich in meinem Korb Herberge finden. Sie sind wunderbare Suppenpilze und machen sich auch in einer Mischpilzpfanne hervorragend.
In diesem aufgeräumten Wald entdeckte ich auch noch herrliche Dunkle Hallimasche, die unser Pilzgericht am Abend bereichern sollten.
Beim Putzen der Stockschwämmchen kann man nicht vorsichtig genug sein
An einem Baumstumpf fand ich gleich drei Arten von Baumpilzen, die, in Büschel wachsend, dicht gedrängt standen: Stockschwämmchen, Helmlinge und Schwefelköpfe. Leider war in genau dem Moment, als ich dieses nicht alltägliche Motiv fotografieren wollte, der Akku meines Handys leer. Wie schade!
Von den drei Arten nahm ich nur die Stockschwämmchen mit. Ich las sie sehr sorgfältig heraus, denn Helmlinge sind ungenießbar bis giftig und Grünblättrige Schwefelköpfe definitiv giftig.
Deswegen rate ich allen Pilzsuchern, spätestens beim Putzen der Stockschwämmchen jeden einzelnen Pilz, und sei er noch so klein, noch einmal zu überprüfen, zumal sich der hoch gefährliche Gifthäubling mit seinem silbrig glänzenden Stiel mit in den Pilzkorb gemogelt haben könnte. Bei uns war das nämlich schon einmal der Fall. Man darf sich niemals sicher sein und denken, mir passiert das nicht. Der Wald ist an manchen Stellen sehr dunkel, was die Verwechslungsgefahr zusätzlich erhöht.
Auch der Winzer Tom hat sich nun einen großen Dörrautomaten zugelegt
Nach dem Gang in die Pilze war mein Korb reichlich gefüllt, so dass die Menge für ein schönes Pilzgericht und für die volle Belegung des Dörrautomaten reichte.
Da dieser Pilzgang unerwartet schön und erfolgreich war, fuhren wir dann beide noch einmal in diesen meinen Heimatwald.
Dieses Mal fanden wir reichlich Steinpilze, so dass ich davon überzeugt bin, dass es hier erst jetzt, da bereits das Laub fällt, mit den Röhrlingen losgeht. Wir hoffen, unsere Dörrautomaten mit Steinpilzladungen das ein oder andere Mal noch zum Laufen zu kriegen.
Mein Freund, der Winzer Tom, hat sich jetzt auch einen großen Dörrautomaten gekauft, in der Hoffnung, dass er von mir Pilze bekommt. Dafür gibt er mir Äpfel, Federweißen und Rotwein. Alles gute Naturprodukte. So leben wir hier, lieber Heinz-Wilhelm!
Viele Grüße Margit und Oliver"
Pilzticker RP 107
2 Fotos: Der Förster hat es geahnt, dass genau hier ein herrlicher Fichtensteinpilz wachsen würde. Hätte er sonst die Rotbuche mit roter Sprühfarbe markiert? Auch die Dunklen Hallimasche (rechts) waren Oliver eine willkommene Beute. Sie kamen ins abendliche Pilzgericht.
Lieber Oliver,
das ist eine wunderbare Schilderung deines Pilzganges, in der du fachliches Wissen, spannende Informationen (drei Erstentdeckungen, der neue große Dörrautomat vom Winzer Tom) und Heimaterleben in vergnüglich-ruhigem Erzählton ausbreitest. Sehr schön und mit viel Gewinn zu lesen.
Dafür gibt es eine 1*
Danke für deine Mühe und herzliche Grüße von Heinz-Wilhelm
Pilzticker RP 107
Von Pilzticker RP 107 zurück zu Passion Pilze sammeln Home Page
Dec 25, 24 05:05 AM
Dec 25, 24 02:21 AM
Dec 23, 24 02:44 AM
Dec 18, 24 08:09 AM
Trockene Wälder, wochenlang kaum oder gar keine Pilze... Das muss nicht sein! Mit der vorzüglichen Pilzbrut von Hawlik hat das ein Ende. Wie wäre es zum Beispiel mit köstlichen Limonenpilzen?
Ausgefallene Pilzgerichte wie Kaffee mit Reishi, Steinpilze im Kichererbsen- und Kartoffelpürree, Sammel- und Gesundheitstipps und vieles mehr: Hier geht's zum genussvollen Stöbern in Wohlrabs Pilzreich
#Anzeige
#Anzeige
Besonders für Einsteiger in die faszinierende Morchelsuche geeignet!
#Anzeige
#Anzeige